Anfang des Jahres ist mit "The Rightful Pivot" ihr neues Album erschienen, jetzt veröffentlichen ENABLERS ihre 2011er Studioscheibe warum auch immer noch einmal im hübschen Falt-Digipak. Der Vorgänger "Tundra" erfährt im Übrigen das gleiche Schicksal, hier geht es jedoch um die Stücke von "Blown Realms And Stalled Explosions", mit dem die Band aus San Francisco ihren Weg endgültig fand.
Schon seinerzeit war der Stil der Truppe nichts wirklich Neues, aber ein origineller Entwurf dessen, was passiert, wenn man eine Spoken-Word-Performance vor den Hintergrund im weitesten Sinn post-rockiger Musik stellt. Der Schräge Stil von ENABLERS vereint Rhythmus und zeitgenössische (Gedankenstrom-)Poesie miteinander, wobei selten runde, aber nach kurzer Eingewöhnung immer nachvollziehbare Songs herauskommen.
Insgesamt agieren ENABLERS hier gedrungener als noch auf "Tundra", werden bisweilen sogar konkret melodisch und möchten hörbar ein klar definiertes Bild zeichnen. Die typische Post-Rock-Dynamikkurve verläuft bei ihnen anders: nicht von Leise nach Laut, sondern auf und ab als Analogie zu den vorgetragenen Texten.
So gestalten sich die zwei Handvoll Stücke mal erhebend, mal bedrückend, dies jedoch nur in wenigen Fällen über die gesamte Songspielzeit hinweg. Vielmehr handelt es sich bei den Kompositionen von ENABLERS anscheinend um gereihte Momentaufnahmen bei flatterhafter Stimmung. Dementsprechend multivalent lässt sich diese Musik begreifen, und als Rezipient sollte man nicht erwarten, von ihr geläutert, erbaut oder wie auch immer sonst gezielt emotional beeinflusst zu werden; Substanz ist bei ENABLERS das, was man aus ihren Stücken macht.
Mit der Zeit hat man die Scheibe tatsächlich liebgewonnen; vielleicht erfahren ENABLERS heute mehr Zuspruch für diese durch und durch spannende Angelegenheit. Ihr neues Album lässt nicht darauf schließen, aber viel hilft bekanntermaßen viel, und mit drei mehr oder weniger frischen Releases "anzugreifen", ist ja auch nicht schlecht.
FAZIT: "Blown Realms And Stalled Explosions" ist in seiner frei auslegbaren Befindlichkeit enorm wertvoll, denn Musik, die in puncto Gefühl so unverbindlich bleibt, lässt selten nicht kalt, doch ENABLERS schaffen es, den Hörer mit ihrer Mischung aus Post Rock, schrägem Noise der bedächtigen Art und hypnotisch improvisiert anmutenden Klanglandschaften gleichermaßen zu betören und zu verstören.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.09.2015
Joe Goldring, Kevin Thomson, Pete Simonelli, Sam Ospovat
Atypeek / Exile On Mainstream
40:49
18.09.2015