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Faith No More: Sol Invictus

Stil: Alternative Rock

Cover: Faith No More: Sol Invictus

Bitte beachtet auch unser <a href="http://www.musikreviews.de/artikel/Faith-No-More-Sol-Invictus-Massen-Review-116">FAITH NO MORE Massen-Review</a> unter den Kolumnen!

Dem dieses textliche Ejakulat in das Eingabegerät hämmernden Schreibknecht ist vor Freude beinahe ein Testikel aus dem Beinkleid gekullert, als bekannt wurde, dass die Crossoverlegende FAITH NO MORE nach weit über eineinhalb Dekaden reanimiert wurde und auch die Aufnahmen eines neuen Albums bekanntgegeben wurden.

Zitter, bang, spekulier, hibbel. Hysterie. Fanboy mit Schnappatmung und Priapismus.

Sofort ratterten die Rädchen im Gehirn: Wie werden die Herren Bottum, Gould, Hudson, Bordin und Patton anno 2015 klingen? Kommt der nächste von schon damals so zahlreichen Entwicklungssprüngen? Oder machen sie wie zahlreiche Reunionbands einen auf Arschkriecher und kochen das Süppchen, das das Zauberelixier für den Durchbruch war ("Epic" und "Angel Dust"), noch einmal auf? Weder noch, denn im Grunde lässt sich "Sol Invictus" irgendwo zwischen viel "King For A Day... Fool For A Lifetime", etwas "Album Of The Year" und nur ein klein wenig "Angel Dust" verorten. Sie machen also das, was sie am besten können, nämlich ihr eigenes Ding. Anders wäre das doch sehr verwunderlich gewesen.

Wie packt man dieses Album nun in seiner Gänze an, ohne das verhasste Song-by-Song-Schema aufzugreifen? Man tut es trotzdem, weil es schlichtweg über jeden Song etwas Eigenes zu erzählen gibt. Der eröffnende Titeltrack, eigentlich eher ein halbes Intro, packt soulige und filmmusikähnliche Schwingungen in ein düsteres Gewand, während "Superhero" ein Song ist, der kaum mehr typische Mid-90s-FNM-Kost sein könnte. Rasant, treibend, chaotisch und mit einer Haftkraft, die klebriger als Ohrenschmalz ist. Da wartet man fast schon darauf, dass es irgendwann eine neue Superheldenserie gibt, in welcher "Superhero" der Theme-Song ist (und darüberhinaus in verschiedensten Varianten in den einzelnen Episoden auftaucht). Nach einer kleinen Erholungspause in Form des mitunter zwar schweren und gegen den Strich gebürsteten, aber dennoch sehr eingängigen "Sunny Side Up" wird in "Separation Anxiety" unterschwellig Wut freigesetzt - ein schleichender Prozess mit eruptivem Ausgang.

Nach dem postrockswingenden Cowboyhut "Cone Of Shame", das eine ähnliche Wirkung und einen ähnlichen Verlauf wie der Vorgängersong besitzt, darf man sich dann fragen: "Ja sag mal, haben die zuletzt MAJOR PARKINSON gehört?", denn "Rise Of The Fall" ist so ein Song, der, wenn man sich statt Mike Patton den guten Jon Ivar Kollbotn am Mikrofon vorstellt, gut und gern auch von den Norwegern hätte stammen können. "Black Friday" hat ein gar nicht unähnliches Flair, wobei der Song trotz seiner Laut-Leise-Dynamik um einiges gradliniger daherkommt. Der "Motherfucker" beamt den Hörer dann etwas weiter zurück in der Bandgeschichte... ein Federvieh flattert auf dunkelblauem Hintergrund vor dem inneren Auge des Rezensenten. So kratzbürstig und sperrig der Song auch sein mag, so eindringlich ist er gleichzeitig - ob das an der Repetititvität des Songs liegt? Jedenfalls erwischt man sich in stillen und unbeobachteten Minuten, wie man rhythmisch vor sich hinmurmelt: "Get the motherfucker on the phone, the phone" - eigentlich ein prima Klingelton für den Mikeaholic in uns.

Depressiv-mexikanisch und knarzig-knurrig-brummig, dann wieder süßlich und säuselnd oder einmal mehr pattonsche Soul-Qualitäten demonstrierend, treibt "Matador" das Spiel mit der Dynamik auf die Spitze und baut durch die zahlreichen Kontraste eine Spannung auf, die den Song zu einem dunkel-intensiven Erlebnis werden lässt. Melancholisch und ironisch zugleich wird man dann mit "From The Dead" in die Stille entlassen.

Es scheint offenbar so, als wäre eine Jubelarie, eine Lobpreisung, die wortgewordene Euphorie das Logischste und Angemessenste, um das Album zu beschreiben, doch während die letzten beiden Alben vor der Äonen weilenden Pause noch immer ein Kaugummi mit Geschmack sind, verflog das Hochgefühl im Rezensenten nach einigen Albumrotationen zunehmend. Zweifellos sind die Songs allesamt bärenstark oder mindestens als gut, als 'mehr als solide', zu bezeichnen, doch immer wieder wirkt "Sol Invictus" so, als seien die Knochen noch nicht gänzlich rostfrei - hat man sich in die sperrigeren Songs erst mal reingehört, so wohnt ihnen wie den eingängigeren Stücken eine geringere Langzeitwirkung inne. Das Satthören ist zwar noch lange nicht in Sicht, aber da ist noch etwas, was fehlt.

FAZIT: FAITH NO MORE sind weit von einem Reinfall entfernt, doch auch die ultimative Bombe bleibt mit diesem Comeback aus. Vielmehr ist "Sol Invictus" ein Album geworden, das qualitativ absolut in Ordnung geht und keine schwachen Songs aufweist - aber der Griff an die eingangs genannten Testikel erscheint etwas locker. Fast klingt das Quintett etwas... vorsichtig?

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.05.2015

Tracklist

  1. Sol Invictus
  2. Superhero
  3. Sunny Side Up
  4. Separation Anxiety
  5. Cone Of Shame
  6. Rise Of The Fall
  7. Black Friday
  8. Motherfucker
  9. Matador
  10. From The Dead

Besetzung

  • Bass

    Billy Gould

  • Gesang

    Mike Patton

  • Gitarre

    Jon Hudson

  • Keys

    Roddy Bottum

  • Schlagzeug

    Mike Bordin

Sonstiges

  • Label

    Reclamation/Ipecac/Pias/Rough Trade

  • Spieldauer

    39:28

  • Erscheinungsdatum

    15.05.2015

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