Nachdem sich mein Kollege Schiffmann unter diesen Seiten gleich drei griechische Vertreter des „Rock Of Angels“-Labels, die dem härteren Hellenen-Rock huldigten, vornahm, kommt hier nun die Nummer vier aus dem rockigen Engelshaus. Allerdings diesmal nicht mit knackigem Rock, sondern tiefdunklem Symphonic Metal und Gothic sowie einer gruseligen Horror-Geschichte um Adeline, einem im Jahr 1863 geborenem Mädchen, das in einem kleinen Haus tief in einem Wald aufwächst. Über sie ruht ein fürchterlicher Fluch, der voraussagt, dass sie an ihrem 18 Geburtstag getötet werden wird. Nun also ist ihr 18. Geburtstag und FALLEN ARISE begleiten in „Adeleine“ das verfluchte Mädchen in ihren letzten Stunden, nachdem mit dunkler Stimme im „Prologue In D‘Minor“ die Vorgeschichte erzählt wurde und mit der Frage endet:
„Are you afraid of the darkness?“
Da die Antwort „Nein“ lautet, setzt der Sprecher fort:
„So, let there be darkness...“
Dieses spannende Konzept wird konsequent von der ersten bis zur letzten Minute verfolgt - egal, ob Spieluhren und Glockenspiele uns zärtlich einlullen, metallische Gitarrenriffs und treibende Drums uns aufrütteln, fetter symphonischer Bombast aus unseren Boxen wie klebriger Brei fließt, Growls und kristallklarer männlicher und weiblicher Gesang sich in unsere Gehörgänge flüstern und schreien oder ein 20-köpfiges (!!!) Orchester mit Streichern und Bläsern, aber auch ein Grand Piano sowie Arien-Gesang und Bolero-Rhythmen im „Epilogue“ für symphonische Klassik sorgen. Besonders in den Momenten, wenn die progressive Seite wieder und wieder bei FALLEN ARISE die Vorderhand gewinnt, fühlen wir uns an AYREON erinnert, kommt der Metal zum Tragen, dann feuert die SYMPHONY X auf uns ein, während ansonsten natürlich stets und ständig NIGHTWISH oder WITHIN TEMPTATION musikalische Impulsgeber sind. Leider growlt es manchmal doch übertrieben unangenehm in der musikalischen Story - etwas weniger wäre in diesem Falle ein deutliches Plus für „Adeline“ gewesen.
Zwar erfinden FALLEN ARISE auf ihrem zweiten Studio-Album das Rad des epischen Symphonic Metals nicht neu und betreten mit „Adeline“ bereits recht breitgelatschte Pfade, aber ihre Schritte hinterlassen durchaus deutlich erkennbare Spuren.
FAZIT: Sollte ich nun das Ende der Geschichte verraten?
„This is the end of the tale ...“
Nein, ich verkneife mir das doch besser.
Nur so viel: Es lohnt sich, dieser Geschichte seinen Geist und der Musik seine Ohren zu widmen!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.12.2015
Aggelos Mal
Chris
Frangiskos
Gus
Thanos
The Adeline Orchestra (20-köpfiges Streicher- und Bläser-Orchester)
Rock Of Angels / H'art
59:08
23.10.2015