Die Herren Qvenild und Hausken -wie der Rest von FINLAND Norweger wohlgemerkt - haben auch schon unter dem Namen IN THE COUNTRY originellen Jazz verzapft, aber "Rainy Omen" geht bei gleichgebliebenem Wurzelwerk in eine etwas andere, liedhaftere Richtung.
Die Songstrukturen der fünf Kompositionen sind sicherlich nicht unbedingt konventioneller Art; die Eröffnung "Dust Drive" mutet zum Beispiel wie eine vertonte Kurzgeschichte an - unvermittelt beginnend und ebenso endend -, ehe "George Lumineux" eine cineastische Richtung einschlägt, quasi wie ein Roadmovie auf einer gedachten Strecke zwischen Skandinavien und den Vereinigten Staaten klingt. Die entschleunigte Wüsten-Vollbedienung bietet übrigens dazu passend "Magnetic Sail" mit Pedal Steel und spannendem Drone-Ambient-Flair. Das Titelstück am Ende steht dem stilistisch kaum nach, hat aber einen längeren Atem und setzt einen glockigen Schlusspunkt unter dieses unbedingt liebenswürdige Album.
Der Bass gibt oftmals den Ton an, wiewohl nicht nur in den ganz tiefen Registern, was dem Album einen insgesamt schwebend melodischen Charakter verleiht, denn Gitarrist und Organist gefallen sich nicht selten im bloßen Flirren. Das 14-minütige "No Low Voices" muss man nicht zwingend als Schlüsselstück des Albums begreifen, aber es ist zweifellos das bunteste - zunächst opulent luftiger Indie der Marke BROKEN SOCIAL SCENE mit treibendem Spacerock-Charakter, dann plötzlich zurückgenommen und zum Ende hin wieder ein Peitscher vor dem Herrn - grandios!
FAZIT: FINLAND gelingt mit "Rainy Omen" ein unerwarteter Coup. Das Quartett spiel völlig unverkrampften Post Rock auf Jazz-Fundament mit Rückgriffen auf alles, was den Beteiligten Gefällt, als würden ganz junge Menschen völlig unvoreingenommen an ihre Instrumente treten. Dass es sich dabei um alte Hasen handelt, mag man kaum glauben. Beste Hubro-Veröffentlichung seit Langem, das.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.05.2015
Ivar Grydeland, Jo Berger Myhre
Morten Qvenild
Pål Hausken
Hubro / Cargo
43:34
08.05.2015