Exzentrische Sache, deren Titel viel über das Selbstverständnis ihres Schöpfers aussagt: Gêne Rogeaux ist sich genug und macht weniger durch auffällige Images oder Layouts von sich reden, weil er allein seine zwischen New Artrock und finsterem Chanson angesiedelte Musik für sich sprechen lassen möchte. Das Problem dabei? "Je suis comme ça" enthält beileibe keine Fülle an Bombenmaterial.
Der trockene, mitunter gar amateurhaft anmutende Sound (das liegt nicht nur an billig tönenden und ungünstig eingebetteten Synthesizern wie im Crooner "Belle Journée") nimmt den Kompositionen viel von ihrem Reiz, denn hier war ein Produzent ohne Abstand vom vorhanden Material am Werk. Ein findiger Arrangeur hätte ebenfalls Wunder auf die textlich sehr lesenswerten Inhalte gewirkt, aber die undynamische Anlage der Songs nimmt dem narrativen Stoff seinen Fluss.
Dessen ungeachtet verwirrt der Barde stilistisch gar nicht, wenn er Slap-Bässe und inmitten des verdrossenen Gesamtbildes beschwingt lebensfrohe Tracks ("Ma baby à moi") einbindet. Das Sehnsuchtsvolle ("Le ferais-tu?") bis positiv Schmalzige ("Il n'y a plus de saison") steht dem Franzosen aber definitiv am besten. Am Ende hätte die Scheibe mehr aufbegehrende Momente wie "Je saurai" und eben eine gekonntere Umsetzung gebraucht. Verschenktes Potenzial, das hier nämlich absolut vorhanden ist.
FAZIT: Gêne Rogeaux bleibt mit diesen 13 Stücken hinter dem Möglichen zurück, weil er anscheinend zu wenige Außenstehende an seine Kunst heranlässt. So empfiehlt sich dieses nur phasenweise reizvolle Album nur für beinharte Frankreich-Spezialisten aus der Kunstrock-Szene.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.03.2015
Thilo Illgner
Gêne Rogeaux
Gêne Rogeaux
Thilo Illgner
Thilo Illgner
Bluebird
49:34
12.12.2014