Stefan Heidtmann ist ein umtriebiger Musiker. Knapp vier Wochen, nachdem er mit seinen Freunden das sehr empfehlenswerte Album „Fields“ veröffentlicht hat, erscheint seine Kollaboration „two of us are one“ mit dem Saxophonisten Gerd Dudek. Ein Generationentreffen, bei dem Zeit und Alter keine Rolle spielen. Oder doch: Als Erfahrungsschatz und Mittel zum Erhalt der Songstruktur.
Die Stücke des Albums bewegen sich zwischen fünfeinhalb und knapp zehn Minuten, ausschweifende Exkursionen finden nicht statt. Gelegentlich gibt Gerd Dudek dem Affen Zucker und tastet sich an freie Bereiche heran, ohne grenzüberschreitend auszubrechen. Dies ist Teil eines Konzepts, das überzeugend durchgehalten wird. So gehen formale Bindungen und Improvisation eine gelungene Symbiose ein. Stefan Heidtmann dürfte wohl einer der angenehmsten Partner sein, die man sich für solch ein Unterfangen wünschen kann; kontrolliert und inspiriert vermeidet er jede Anhäufung von Ballast, sein Spiel ist klar, von fast klassischem Zuschnitt in der Begleitung und so zurückhaltend wie eindringlich während seiner Soli.
Dudeks Saxophonspiel steht oft im Vordergrund, er spielt zärtlich, lässt sein Instrument aber auch krächzen und röhren, streichelt den Zuhörer und bläst zur Attacke. So eignet sich das exzellent aufgenommene Album zum Nebenbei hören, ist aber auch in der Lage sein Auditorium, lauter und konzentriert zu Gemüte geführt, an komplexere Strukturen und Free-Jazz heranzuführen, ohne selbst dazu zu werden. Auf der Gegenseite wird seichter Dinner-bei-Kerzenlicht-Jazz vermieden, stattdessen entstehen impressionistische Preziosen in Pastell, versunken und innig wie das betörende, vom Sopran-Saxophon geprägte „A Space of My Heart“ zum ergötzlichen Abschluss.
FAZIT: Intimes und atmosphärisch reiches Zusammenspiel zweier hervorragend harmonierenderer Musiker. Gerd Dudek erzählt spielend von mehr als einem halben Jahrhundert deutscher Jazzgeschichte, die sein zwanzig Jahre jüngerer Kollege Heidtmann mit Bedacht und Geschick untermauert. „Two of us are one“ ist ein abwechslungsreicher, audiophiler Genuss.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.06.2015
Stefan Heidtmann
Gerd Dudek (tenor- und sopran-saxophon)
shaa-music
54:54
27.04.2015