Irgendwie hatten wir ja schon öfter den Eindruck, dass es die USA teilweise nach Skandinavien versprengt hat. So auch beim dänischen Brüderpaar GET YOUR GUN, dessen Debüt „The Worrying Kind“ eine derbe, faszinierende Mischung aus polterndem Alternative-Country und heftig vorwärtsdrängender Rock-Attitüde ist, gerade so, als hätten sich die verblichenen GUN CLUB und SIXTEEN HORSEPOWER zu einem jenseitigen Stelldichein getroffen. Im Heimatland schon vor über einem Jahr, hier jetzt pünktlich zum Herbstanfang.
Das rollt bleischwer aus den Boxen, bleibt manchmal fast stehen („Sea Of Sorrow“), überzeugt durch unheilschwangere Intensität und voluminösen Bass - wie im erst schleichenden, dann fast implodierenden achteinhalbminütigen Titeltrack und sorgt durch eigenwillige Rupturen für Irritationen. Im positiven Sinn. Anger Christensen gibt den vollfetten Songs mit seiner Violine einen besonderen, manischen Kick. So brodeln, rumoren und häckseln sich GET YOUR GUN knappe vierzig Minuten lang über den staubigen Asphalt eines desolaten Highways. Der sich zufälligerweise in Dänemark befindet und nicht im Süden der USA.
Zum Abschluss gibt es dann mit „Tender Lies“ einen packenden NICK CAVE-Gedächtnis-Song. Groß.
FAZIT: „Dark and bleaky tales“ verlautbart das Presse-Info zu GET YOUR GUNs erstem Album und hat verteufelt Recht damit. „The Worrying Kind“ ist ein finsterer, lodernder Rock’n’Country-Alptraum der einprägsamen Sorte. Es kommt der Tag, da muss die Fräse fräsen. Slowmo-trippin‘ down a fury road.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.09.2015
Søren Nørgaard
Andreas Westmark, Simon Westmark, Søren Nørgaard
Andreas Westmark
Søren Nørgaard, Simon Westmark
Simon Westmark
Asger Christensen (violin), Andreas Westmark (banjo, mandolin),
Empty Tape/Phonofile/Rough Trade
39:36
25.09.2015