Ein Debüt, wie es programmatischer nicht ausfallen könnte, speziell in Anbetracht der Strippenziher hinter "Heavy On The Beach": GRAND TOUR sind ein neues Betätigungsfeld des Keyboarders von ABEL GANZ (Hew Montgomery) und orientieren sich vornehmlich an der Frühphase dieser Neoprog-Hausmarke.
So lebt die Scheibe insbesondere von hausbackenen Tasten-Sounds, was in diesem Fall aber gar nicht mal schlecht ist: Die erfahrenen Schotten - neben Hew geben sich die beiden COMEDY-OF-ERRORS-Mucker Cairney und Spalding die Ehre - verbrechen nichts Visionäres, evozieren aber allerlei Stimmungen mit ihren ätherisch schwebenden Klängen, denen die urbritisch wavige Gitarren (erster Teil des Titelstücks) ebenso gut stehen wie eher pompöse Düsterkeit ("Little Boy and the Fat Man"), wobei Härte nicht das Ding der Band ist. Das entschleunigte "It's Come to This" drückt quasi das Selbstverständnis der Musiker aus.
Unangenehme Unterkühltheit behalten sich GRAND TOUR auch produktionstechnisch weitgehend vor, auch wenn mancher Instrumentalpart, etwa im neunminütigen "Time Runs Out", ein bisschen wie Malen nach Zahlen klingt. Die Vocals fallen andererseits umso stärker aus, wenn sie zum Tragen kommen, auch weil dem Gesamteindruck ein erzählerisches Liedermacher-Moment (eingedenk kluger Texte) nicht abzusprechen ist.
Die drei Longtracks am Ende bringen knapp über elf bis 14 Minuten "auf die Waage", kommen aber verblüffend leichtfüßig daher, denn auch hier trägt sich das Material durch ein abwechslungsreiches Klangspektrum und zugleich die Melodien aus Cairneys Mund. Richten GRAND TOUR ihre Musik in Zukunft noch stärker nach ihm, gelingt ihnen ein auch schreiberisch zeitloses Stück Musik; das hier ist vorerst nur hinsichtlich der Soundkulisse allgemein verbindlich.
FAZIT: Abgeklärt und halbwegs frisch, so darf man "Heavy On The Beach" zusammenfassen, ein überdurchschnittliches Album aus dem britischen Neoprog-Universum. Subjektiv gefallen GRAND TOUR aktuell besser als die Kollegen ARENA, und das will etwas heißen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.05.2015
Hew Montgomery
Joe Cairney
Mark Spalding
Hew Montgomery
Bruce Levick
Just For Kicks
73:57
24.04.2015