Die Ursprünge von HANDS gehen zurück bis in die beginnenden Siebziger. Damals hieß die Band noch IBIS (nicht zu verwechseln mit dem NEW TROLLS-Ableger) und wenig später PRISM. Aus dieser Zeit gibt es nur ein nachgelassenes, um Studiotracks und Radioaufnahmen erweitertes Live-Album („Live 75-77“), die erste Veröffentlichung unter dem Namen HANDS war das selbstbetitelte Debüt 1996, das allerdings Material aus den Jahren 1977 bis 1980 enthielt.
Zwei Jahre später erschien das hervorragende „Palm Mystery“, das so klang als hätten amerikanische SOFT MACHINE-Ableger eine abwechslungsreiche Folk-Klassik-Prog-Platte eingespielt. Es folgte eine Rückschau auf die frühen Jahre, anschließend zwei Originalalben (2002 „Twenty Five Winters“ und 2008 „Strangelet“). Die Pausen wurden länger, sieben Jahre dauerte es bis „Caviar Bobsled“ das Licht der Öffentlichkeit erblickte. Immerhin reicht das Material für eine prall gefüllte CD von knapp dreiundsiebzig Minuten. Aus PRISM-Tagen sind noch Skip Durbin (Bläser), John Rousseau an den Trommeln und Ernie Myers (Gitarre, Gesang) dabei. Nicht schlecht für eine Band, die zwar eine Menge Potenzial, aber kaum wahrnehmbare Außenwirkung besitzt.
Die Musik auf „Caviar Bobsled“ ist kein großes Spektakel, kein progmusikalisches Brimborium, das den Hörer mit einem Schlag gefangen nimmt und nicht wieder loslässt. Es braucht ein bisschen Zeit, bevor sich das Album in seiner Vielfalt erschließt und immer neue Facetten zum Vorschein kommen. Der Sound ist ein bisschen blass, doch das tut der großartigen Musik kaum Abbruch. Die weit weniger sperrig und vertrackt daherkommt als man vermuten könnte.
Es gibt viele heimelige, sanfte Melodien auf „Caviar Bobsled“, die allerdings aufgedröselt werden durch kleine instrumentale Erweiterungen und Extravaganzen. „Halfway To Salem“ zum Beispiel ist eine Ballade, die auch CAMEL gut zu Gesicht stehen würde. Doch dann wird kurz innegehalten für einen exponierten Basslauf, eine Violine gesellt sich hinzu, ein BEATLES-Chorus und nach siebeneinhalb Minuten klingt der Song aus als wäre er von TALK TALK. Ohne je zu zerfasern oder ins Beliebige auszuufern. Ernie Myers heller und leicht brüchiger Gesang hält die Stücke bereits beisammen.
Der Vergleich zu GENTLE GIANT fällt oft, doch greift zu kurz. Klar gibt es vertrackte Rhythmen, ein bisschen Folk, ein wenig Jazz und Ausflüge nach Canterbury. Doch es finden sich ebenfalls Verweise auf Joe Jackson („Still Life“), JETHRO TULL-Rhythmik und Flöte („Like Me“) oder eine an die DOORS erinnernde Orgel („Discourse On Method“). Ohne das Wildheit und Tanz am Abgrund Überhand nehmen würden. HANDS liefern fein austarierte Songskulpturen, die im Rock fußen, aber keine Scheu vor Folk, Jazz und einer Portion Neoklassik haben („Into The Night“).
FAZIT: Das Album mit dem surreal verpeilten Titel „Caviar Bobsled“ ist kein Schätzeken für eine Nacht, es ist eine unscheinbare Schöne, die ein bisschen Zeit braucht, um sich in dein Herz (und woandershin) zu schleichen, dafür aber umso länger bleibt. Ein großes, kleines Od
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.11.2015
Rex Bozarth, Mark Cook, Steve Powell
Ernie Myers , Rex Bozarth, Steve Powell
Ernie Myers , Mark Cook
Shannon Day, Steve Powell
John Rousseau, Martin McCall
Skip Durbin (woodwinds and exotics), Rex Bozarth (chapman stick, cello)
Shroom Angel Records/Just For Kicks Music
72:24
09.10.2015