Von der ersten bis zur letzten der 45 Minuten einer ordentlichen musikalischen Hirnwäsche unterzogen zu werden, ist doch im Zeitalter politischer Hirnwäschen, in denen einem eine Kanzlerin alternativlos erklärt, dass es ganz in Ordnung ist, sich bespitzeln zu lassen, solange es der liebe Big Brother tut, eine regelrechte Erholung. Und die „Brainwash“ der HATHORS, einer multikulturellen Indie-Punk-Band aus Winterthur mit New Yorker, Londoner und Züricher Wurzeln, hat es mehr als in sich und pustet uns über unsere Ohren all den politischen Scheißdreck, dem einen unsere obersten Volksvertreter ins Hirn zu pflanzen versuchen, ins ewige Nirvana des Friedhofs der Verblödungsparolen. Natürlich muss solche Musik hart sein, den Punk in sich tragen und irgendwo dermaßen melodiösen Krach verbreiten, dass jede einzelne Synapse zwischen unseren zwei Ohren wie ein Blumenkohl, der sich in ein AKW-Abkühlbecken für atomare Brennstäbe verirrt hat, erstrahlt.
Brutal und brachial beginnen die „Angry Vampire“ unser musikalisches Blut auszusaugen, dass einem angst und bange wird. Gesang, der sich zwischen Schreien und Röhren bewegt, stellt sofort klar, dass die HATHORS ihren Frieden garantiert nicht im Himmel, sondern der Hölle suchen. Trotzdem flechten sie in ihren Hexen-Besen immer wieder ein paar fast zarte, sogar melancholische Töne und geben uns die Chance für kurze Erholungsphasen, bis dann die Hölle erneut über uns einbricht.
Schwer psychedelisch und finster, fast wie eine bedrückende Weltuntergangs-Ballade, kommt dagegen der mit sieben Minuten längste und zugleich beste Song „New York“ rüber. So ähnlich muss wohl auch Obama geklungen haben, als er des Spitzeltums überführt wurde und nach einer Rechtfertigung suchte, sie fand, sich vorbeugte und sein großes schwarzes Loch öffnete, um seinen Rechtferigungs-Scheißhaufen gezielt auf die Opfer seiner Spitzelei zu kacken, bis diese in dem stinkenden Hufen untergingen und genau die gleiche Scheiße an ihre bespitzelten Landsleute weitergaben. „New York“! Allein wegen diesem düsteren Song lohnt sich das komplette „Brainwash“!
Mit „Deep Blue Ocean“ dürfen wir dann tatsächlich die sicher unerwartete Erkenntnis in uns reifen lassen, dass die HATHORS sogar eine zart-zerbrechliche Ballade mit Gitarre und traurigem, etwas nasalen Satzgesang hinbekommen, die sich ähnlich zu steigern vermag wie der „Stairway To Heaven“ von LED ZEPPELIN! Höhepunkt Nummer 2 auf „Brainwash“!
„Kids Are Leaving“ besitzt dann sogar ein paar dermaßen verrückte Gitarrenausflüge, dass Erinnerungen an „Exposure“ von ROBERT FRIPP, dem KING CRIMSON-Tausendsassa, geweckt werden, so als hätte der sich entschieden, mal statt einem Prog- ein Punk-Album aufzunehmen.
Auf „Brainwash“, das schwach beginnt, kommen im Verlaufe der 45 Minuten so viele interessante Einflüsse zusammen - egal ob Hardcore, Punk, Indie, Gothic, Metal, Grunge oder Noiserock - so dass es mit jeder Minute seinen Reiz entwickelt. So eine Art Bolero des Punks eben.
„Brainwashing“ schließt als aggressiver Punk-Krach das musikalische Kraft-Paket ab und weckt zugleich einen Wunsch in mir:
Bitte diesen Song mindestens eine Stunde lang in die Merkel-Gehörgänge transplantieren und erst dann wieder entfernen, wenn sie unter ohralen Qualen endlich selbst kapiert, dass es noch bessere Gehirnwäschen als ihr alternativloses Geschwafel über „Ich-habe-meinen-Spitzel-so-lieb“-Scheiß gibt! „Ahhhhhhhhhhhäääääähhhhhaaaaaa“ - oder so ähnlich - bringen es wenigstens die HATHORS auf den Punkt!
FAZIT: Die HATHORS sind das, was in ihren Anfangszeiten SONIC YOUTH waren - wilde Musiker voller Leidenschaft und Wut, die sie mit ihren Songs als eine Art Ventil zum Ausdruck bringen. Leider ist die Produktion etwas blechern und dumpf und enthält kaum wirkliche Höhen und Tiefen. Im Grunde ist sie genauso rotzig wie die Musik und der Gesang, so wie wir es noch von den frühen Platten der Punk- und Garagen-Rock-Bands kennen. Die Einen werden es authentisch finden, die Anderen, zu denen auch ich mich zähle, eher nicht auf der Höhe der (produktionstechnischen) Zeit.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.05.2015
Terry Palmer
Marc Bouffé
Marc Bouffé
Marcel Munz
Noisolution / Indigo / Irascible
44:59
08.05.2015