Hach wie schön, dass es so etwas noch gibt: Pack die BEATLES, PINK FLOYD und die BYRDS in den Time Tunnel und schick sie von der Jahreswende 1967/68 mitten ins Jahr 2015. Heraus kommen sie nicht in San Francisco, Laurel Canyon, Liverpool oder London, sondern in Esslingen. Wo die Gabelstapler von Still herkamen, jenem beschaulichen Städtchen in der Nähe von Stuttgart. Jener gebenedeiten Stadt, deren Bundesligamannschaft schon zweimal hätte absteigen müssen (nein, Stuttgart liegt nicht in Hamburg) und trotzdem erstklassig bleibt. Was sie von JAMHED essenziell unterscheidet. Hier ist die Erstklassigkeit verdient.
Floating in Space mit bezaubernder Flöte und unbeschwerten Pop-Miniaturen im Gepäck. Händchenhaltend dem Sonnenuntergang entgegen. Diese Orgel, die Vokalharmonien, die Gitarre, die kurz vorbeischwingt, um einem Bläsersatz im gelben U-Boot Platz zu machen, alles nur angedeutet, kurz angerissen, um sich im Bewusstsein des Hörers auszuweiten. JAMHED wissen, wo das Wohlfühlzentrum des La-La-Wonderlands ist, sie zerstören mit einem Katzengrinsen die „Lemon Tree“-Harmonieseligkeit und lassen Nussknacker tanzen.
SO muss Retro klingen, geerdet im Hier und Jetzt, Angeln nach dem, was von Gestern und Vorgestern vorbeifliegt. Das Tardis-Prinzip. Mit Geschick und Gespür zur Hochzeit von Melodie und Extravaganz einen Kranz binden und ihn zur Ehre der Göttin Kali entzünden. Ich sehe ein Feuerwerk und höre Glockenspiel. „Tattva“. KULA SHAKER. Viel zu schade zum Vergessen. JAMHED. Mögen bitte bleiben. Das ist genau die Musik, die die Welt in diesen Tagen braucht. Die davon erzählt, was möglich war und immer noch ist.
Klezmer mit Blasmusik, Singalong und Pointe vom berühmten Pferd Betty: „Someday, somehow Betty became a cow.“ Offene Türen, Vögel, die am sternhellen Nachthimmel kreisen, Alan’s psychedelisches Frühstück serviert von JAMHED. Sucht es Euch aus.
Wo kommt die Band her? Esslingen, Stuttgart: Wee Wah Wonderland. Kauft das Album und der Sommer wird gut.
FAZIT: Ein Album zum Verlieben.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.06.2015
Jeremias
Philip, Christoph
Philip
Luis
Christoph
Setalight
42:46
15.05.2015