Anderthalb Jahre lang tingelte Joe Bonamassa mit seinem halb akustischen, halb rockenden Programm durch die Weltgeschichte, und seinen krönenden Abschluss fand die Mammut-Tournee in der Radio City Music Hall im New Yorker Herzen Manhattan, einem geschichtsträchtigen Konzertsaal aus den 1920ern. Die zwei denkwürdigen Abende in Folge, an denen Joe dort auftraten, waren komplett ausverkauft und wurden wieder einmal auf über alle Zweifel erhabenem Niveau für die Nachwelt festgehalten, die (auch abermals) mehr oder weniger tief in die Taschen greifen darf.
"Live At Radio City Music Hall" erscheint wie üblich in verschiedenen Konfigurationen, nämlich als Blu-ray oder DVD mit CD und im Format zweier je 180g schwerer LPs, das Ganze bestüct mit einem 40-seitigen Booklet voller Fotos des Events. Die visuelle Komponente bietet neben den eigentlichen Songs eine sehenswerte Dreiviertelstunde Eindrücke von hinter den Kulissen, die andeuten, welcher Aufwand fürs gelingen des Unterfangens betrieben wurde.
The Huckleberries, die Akustikband des Blues-Heroen, bewährt sich wie schon auf "An Acoustic Evening At The Vienna Opera House" als unverkrampft, aber virtuos wie zweckmäßig aufspielendes Ensemble, wohingegen man über Bonamassas längst aufeinander eingespielte Backing-Combo kaum mehr ein Wort verlieren muss.
Die akustischen Anteile halten sich ungefähr die Waage mit dem eher kraftvollen Stoff, wobei das schreitende "I Gave Up Everything For You 'Cept The Blues" auf der CD neben dem epischen "Never Give All Your Heart" den härteren Teil bestellt. Das Ende ist in jedem Fall mit "So What Would I Do" (zehn Minuten) sehr gelassen ausgefallen. Bei "One Less Cross To Bear" (fetter Rocker mit Bläser-Antrieb) und "Still Water" (rührende Ballade) handelt es sich im Übrigen um brandneue Kompositionen.
Die fast eine Dreiviertelstunde dauernde Bonussektion "Joe Bites The Big Apple" ist eine der üblichen "hinter den Kulissen"-Geschichten und lässt sich kurzweilig ansehen.
FAZIT: Die Bonamassa-Cashcow lässt sich bereitwillig melken, legt aber Wert darauf, dass ihre Erzeugnisse hohen Ansprüchen genügen. Dieses nun punktet mit imposanter Kulisse, während das Handwerkliche selbstredend wie immer herausragt. Der Gute soll nur aufpassen, dass er selbst als Noch-Nicht-Altmeister nicht dazu übergeht, Studioalben nur noch als Entschuldigung fürs Livespielen herauszubringen, auf dass die Plattenfirma ein gefühltes Dutzend Konzertnachlesen hinterherschieben kann …
Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.09.2015
Carmine Rojas
Joe Bonamassa
Joe Bonamassa
Reese Wynans
Tal Bergman, Lenny Castro
Lee Thornburg (Trompete), Nick Lane (Posaune), Paulie Cerra (Saxofon), Gerry O'Connor (Geige), Mats Wester (Nyckelharpa, Mandoline)
Mascot / Rough Trade
41:18 + 115:26
18.09.2015