KADAVRIK aus dem Ruhrgebiet widmen sich auf ihrem viertem Album der anderen Seite von Grimms Märchen - dem Abgründigen und oftmals kindgerecht Trivialisiertem. Schließlich bietet sich für ein solches Unterfangen wenig besser an als garstiger Black Metal, den die Gruppe allerdings nicht streng konservativ auslegt.
"Grimm I + II" setzt auf Heaviness statt Raserei ("Ruins" birgt genauso wie das intensive "Shuttered" ein wenig davon, schreitet aber die meiste Zeit über fürstlich einher) und kantige Rhythmen anstelle von primitivem Gerödel. Der Gesamtsound ist mit leichter Keyboard-Untermalung sowie akustischen Einschüben ("All The World But One") sehr stimmungsvoll und bei aler Schroffheit subtil melodisch, was die wunderbar dynamische Produktion mit viel Luft zwischen den Tönen zusätzlich verstärkt.
KADAVRIK stellen hörbar gehobene Ansprüche an sich und ihr Songwriting, weshalb die Kürze der Stücke verblüfft, zumal in diesem Rahmen alles und mehr gesagt wird, um sich langfristig im Gespräch zu halten. "Grimm I + II" bietet eine Menge zum Entdecken, dies mit vertrautem und doch ungemein frischem Sound, der beispielsweise während "7 Years" oder im knappen "Voids Post-Rock-Filme vor dem geistigen Auge vorbeiziehen lässt.
In "Queen Of Sylvan Lands" spielt sich mit lässig klimperndem Klavier und bluesigen (!) Licks wahrlich Unerhörtes ab, weshalb man dieses Stück unbedingt kennen sollte, so man sich für die Weiterentwicklung des Genres interessiert; daran sind KADAVRIK in Zukunft nämlich unweigerlich beteiligt, jede Wette.
FAZIT: Black Metal ohne Scheuklappen und mit Vision. Heute kennenlernen, morgen Bescheid wissen, wenn alle anderen nachziehen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.07.2015
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