Wer den Werdegang der schwedischen Katatonia über die Jahre verfolgt hat, dem sollte bewusst sein, dass Anders und Jonas immer für eine Überraschung gut sind. Der Mitschnitt des London Gigs der letztjährigen Unplugged & Revived Tour ist ein gutes Dokument für ebendiese Tatsache.
Wer eines der Konzerte live erlebt hat, kommt nun nochmals in den Genuss, das Geschehen Revue passieren zu lassen und ein weiteres Mal einem andächtigen, selbst für KATATONIA-Verhältnisse - ruhigem Set zu lauschen. Die Wahl der Locations mit sakralem Hintergrund verleiht dem Ganzen noch einen zusätzlich Außergewöhnlichkeit. Schade allerdings, dass manrecycelbare E-Kerzen echten vorgezogen hat.
Die Auswahl der Songs passt natürlich zum Konzept der Akustik Tour und besteht aus vielen seichten Nummern, die zum Teil aufgearbeitet und umarrangiert einen ganz anderen Tenor anschlagen, als die Originale mit verzerrten Gitarren. Trotz des vorgesteckten Pfades gestaltet sich die Setlist recht bunt und reicht bis in „Brave Murder Day“ Tagen zurück. Dass das Hauptaugenmerk auf der letzten Platte „Dead End Kings“ und ihrem umgearbeiteten Stiefgeschwisterchen "Dethroned & Uncrowned" liegt, ist verständlich, aber mit 'A Darkness Coming', 'Tonights Music' oder 'Gone' kommen auch Fans der älteren Platten auf ihre Kosten.
Dennoch gestaltet sich das Set auf Dauer eindimensional - selbst die passend eingestreuten Leadparts von Jonas, die extra für diese Tour konzipiert und arrangiert wurden, brechen das akustische Gesamtbild etwas auf ohne jedoch grundsätzlich etwas daran zu ändern. Stimmungsvoll und emotional ohne dabei jedoch die Tiefe der Originalsongs zu erreichen, ist „Sanctitude“ zwar ein gelungenes Experiment, stagniert aber irgendwo und verliert im Verlaufe an Reiz. Wer dem Konzert beiwohnen durfte, mag das Ganze eventuell noch etwas kritischer sehen, denn die erzeugte Stimmung im Kirchensaal mit gedämpftem Licht und melancholischer Grundstimmung wird auf den Bild- und Tonaufnahmen nur zum Teil eingefangen.
FAZIT: Für Besucher der Tour ist „Sanctitude“ sicher eine angenehme Dokumentation, die Erlebtes noch einmal nett aufwärmt. Ob das Ganze bei den Freunden der härteren Klänge der Band auch so positiv ankommen mag, lässt sich nicht abschätzen, denn die ruhige düstere Stimmung wirkt auf Dauer doch etwas niederschlagend. Vor dem Kauf Reinhören ist in jedem Falle ratsam.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.05.2015
Niklas Sandin
Jonas Renkse, Anders Nyström
Anders Nyström, Jonas Renkse, Bruce Soord
Percussions: JP Asplund
Kscope Music
79:26
30.03.2015