Manchmal findet man in Presse-Infos eigenwillige Statements. So lebte KEN FOUST angeblich von 1980-85 „tief in den Wäldern von North Carolina und beschäftigte sich intensiv mit sogenannter Old Time & Bluegrass-Musik, die dort zuhause ist“. Fragt sich wie und womit er seinen Unterhalt bestritten hat - Luft, Liebe und blaues Gras oder duellierte er sich gegen gutes Geld mit Banjos? Wird vom Info-Sheet nicht verraten, wohl aber, dass im Jahr von FOUSTs mehrjährigem Ausflug tief in die Wälder, seine wahre musikalische Bewusstwerdung mit dem Studium der klassischen Gitarre und einem GRATEFUL DEAD-Konzert (am 30.11.1980, in Atlanta, Georgia, um genau zu sein) begann.
Die Leidenschaft für GRATEFUL DEAD lebte er auf den gemeinsamen Alben mit dem ehemaligen DEAD-Keyboarder Tom Constanten aus. Auf dem vorliegenden Album finden sich nur kompakte Songs von maximal viereinhalb Minuten Länge (die meisten liegen rund zwei Minuten drunter), Jams finden nicht statt. Stattdessen widmet sich FOUST seiner anderen Leidenschaft, der Roots Musik.
Allzu eng sollte man den Begriff aber nicht fassen. Die äußerst lässigen Songs pendeln zwischen Country, Folk und sachtem Rock(‘n’Roll). Blues und Bluegrass nicht zu vergessen („I Penned This Tale On The Donkey”). Hauptinstrument ist die akustische Gitarre, seltener, aber immer gelungen, die elektrische. Starke Akzente setzen je nach Bedürfnis Hammond Orgel, Fiddle, Saxophon („The Musician's Exchange“, „The Nest“) und natürlich das unvermeidliche Banjo. Die Drums werden, wenn überhaupt vorhanden, eher gestreichelt als geschlagen, für starken rhythmischen Rückhalt sorgt der Bass.
Die meist besinnlichen Songs, manchmal ernsthaft, oft aber auch charmant ironisch, erinnern in ihren besten Momenten an eine gemeinsame akustische Soiree von BOB DYLAN („The Foot“), JOHNNY CASH („I Aim To Walk Down To The River“) und TOM PETTY („Take It To Ride“). Der klassische Gitarrist bekommt seinen Auftritt im kontemplativen „Winter’s Blues“.
Am besten gefällt das Album, wenn KEN FOUST ganz auf sich selbst zurückgeworfen musiziert („Strength In Numbers“, „Winter’s Blues“), doch auch im Verbund mit seinen Begleitern gelingen ihm beseelte Kleinode, angefangen beim ersten selbst geschriebenen Song von 1984, „Waiting On The Outside“.
FAZIT: Songs aus dreißig Jahren hat KEN FOUST zusammengetragen, mehr als eine gute Minute Musik pro Jahr springt am Ende leider nicht dabei raus. Das ist aber der einzige Einwand gegen ein wunderbar entspanntes, trotzdem dynamisches Album, das gerade in seinen Instrumentalteilen von mitreißender Natur ist. Der warme, lichte Klang unterstützt diese Wirkung noch.
Wenn so etwas wie dieses Album dabei herauskommt, sollte man wesentlich mehr Musikern einen jahrelangen Aufenthalt tief im Wald empfehlen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.02.2015
Jamie Hoover, Ken Foust, Marc Teachey
Ken Foust, Jamie Hoover, Marc Teachey
Ken Foust, Jamie Hoover, Marc Teachey
Ken Foust
Jim Brock
(fiddle, banjo), Tim Gordon (saxophone)
Sireena Records/Broken Silence
34:51
13.02.2015