LARCENY sind eine dieser Bands, die eigentlich schon seit Jahren unterwegs sind, die man möglicherweise schon einmal als Helden auf irgendeinem lokalen Festival gehört und sich gefragt hat, wie sie sich wohl auf Platte schlagen. Dieses Agieren in zweiter Reihe, gepaart mit einer gewissen Bodenständigkeit, sollte kein Grund sein, das zweite Album der Schwaben im Voraus zu verurteilen oder mit einem Handicap zu versehen.
Hörbar wird der „Amateurstatus“ vor allem in der Produktion. Gitarren und Schlagzeug tönen sehr direkt, sind aber druckvoll eingefangen, der Gesamthall ist recht klein und vermittelt so das Gefühl einer ehrlich arbeitenden Band. Negativ macht sich das fehlende Soundtuning dagegen bei den dünnen Keyboards bemerkbar. Das hilft allerdings auch, den Stilmix nicht in nervtötenden Kitsch abgleiten zu lassen. LARCENY spielen eine recht eigenständige und doch gefällige Mischung aus Thrash (TESTAMENT oder auch Moderneres), Death Metal (besonders lecker in der schweren Variante à la BOLT THROWER, aber auch mal schwedisch nach Art von ARCH ENEMY oder SOILWORK) und Riffing mit Power Metal-Geschmack. Darüber schreikeift sich seit zwei Jahren Gitarrist Oliver Gaupp recht Black Metal-lastig die Stimmbänder wund. Und auch, wenn der Gesang im Mix nicht sehr präsent ist, der Mann kann es durchaus auch mit internationalen Größen aufnehmen.
Zielsicher treffen LARCENY vor allem mit ihren Hooklines ins Schwarze. Da bleibt schon nach dem ersten Durchlauf eine ganze Menge hängen, das beileibe nicht progressiv, aber doch eine willkommene Abwechslung zum x-ten Wikingerchor ist. Dabei fällt auf, dass die neu geschriebenen Stücke noch eine größere stilistische Bandbreite aufweisen und nicht ganz so melodisch ausgefallen sind, was wiederum dem Albumtitel Rechnung trägt. Hier sticht besonders das deutsch gesungene „Limbus“ heraus, das eine ordentliche Melodic Black-Kante besitzt. Ausfälle gibt es eigentlich keine zu verzeichnen, auch wenn das ein oder andere Break oder Riff im Abgang schal anmuten. Luft nach oben besteht ebenfalls bei atmosphärischen Teilen (das Intro ist beispielsweise einfach überflüssig). Die letzten vier Titel sind Neueinspielungen alter Stücke, von denen „I Will Rise“ und „My Fall“ herausstechen. Instrumental zeigt man sich, vor allem in Form von Schlagzeuger Dennis Siebert, solide, vom hölzernen Spiel (samt verstimmtem Klavier) der Tastenfrau Conny Ott einmal abgesehen.
FAZIT: Dennoch, die meiste Zeit macht „Into Darkness“ Lust auf mehr und unterhält die Zielgruppe vorzüglich. Man sollte nicht außer Acht lassen, dass dies keine internationale Hochglanzproduktion ist, und so mag für manchen das Album vielleicht auch als Hinweis dienen: Denn solche Bands haben es verdient, live gehört zu werden und dazu eine Party loszutreten.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.07.2015
Luke Frankenhauser
Oliver Gaupp
Andreas Augat, Oliver Gaupp
Conny Ott
Dennis Siebert
SOAL
47:20
30.04.2015