Klingt nach den USA, kommt aber aus Kanada: LERROY STAGGER fährt von Vancouver aus einen sehr rootsigen Sound, den man eigentlich irgendwo im Süden des südlichen Nachbarlandes verordnen würde, lässt aber zumindest die klischeeträchtige Weite vor dem geistigen Auge des Hörers aufkommen, die man mit seiner Heimat verbindet.
"Dream It All Away" trägt seinem Titel durchgehend Rechnung, gleich vorneweg mit dem relaxten "Something Beautiful", aber auch im weiteren Verlauf in Gestalt des sanft orgelnden "Living In America". Die schmissige Slide Guitar in "Perfect Wave" und das Banjo im melancholisch-freundlichen "Happy Too" setzen relative Kontrastpunkte, was auch für die einstweilen aufkommen Aufbruchstimmung gilt.
Das Gros der Tracks gestaltet sich allerdings auf den ersten Hör unspektakulär, wenngleich immer noch gefällig ("Feel It All", die Balladen "Angry Young Man" und "Dream") und bei genauerer Betrachtung doch substanzieller als gedacht. Der kaputte Stomp "Poison The Well" könnte glatt von Jack White stammen, und ähnlich altmodischen Rock'n'Roll gibt es im ironischen "New Music Biz Blues" auf die Ohren, mit dem STAGGER den Wilden Westen glattweg nach British Columbia verfrachtet. Subjektives Highlight ist allerdings "Ten Long Years" mit kratziger, dann zart gestrichener Fiddle.
FAZIT: Country aus dem Off und ohne Sonnenbrand im Nacken, geschweige denn eine Bibel unterm Arm - LERROY STAGGER zeichnet herzliche Stimmungsbilder von Nordamerika und dessen Weite, was sich stereotyper liest, als es sich auf Platte anhört. Interessenten also Abmarsch zum Teasern dieser rundum guten Scheibe.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.08.2015
Eigenvertrieb
54:32
12.05.2015