Die Niederländer LESOIR spielen irgendwie Progressive Rock, lassen sich aber in diesem Feld nirgendwo so recht kategorisieren: Schwere Grooves und eine passend kraftvolle Frauenstimme sind die wesentlichen Zutaten ihres auf stete Schwenks zwischen laut und leise setzenden Sounds, der auf "Luctor Et Emergo" eine Menge spannender Songs abgeworfen hat.
Die Musik bleibt dunkel, wenn auch stimmungsmäßig nicht zwangsläufig düster, wofür Frontfrau Maartje mit ihrem facettenreichen Organ sorgt. Man könnte die Gruppe mit mittleren THE GATHERING ohne verträumte Moment vergleichen, aber selbst das nur grob und weil sie aus demselben Land wie die Vorreiter kommen. Das instrumentale Titelstück erweist sich trotz seiner Kürze als Visitenkarte für die Farbenfreude, durch die sich der Stil von LESOIR auszeichnet. Die abschließende Ballade "Room For One More" setzt einen zahmen Kontrapunkt nach viel Aufbegehren schlauer Art. Derbe Agression verzeichnen die Kompositionen nicht, auch wenn sie mitunter ziemlich hart sind.
"(A Lady Named) Bright" oder "Press Play From Start" kommen fast kühl wie Trip Hop daher, bloß organisch gespielt, so wie es WHITE WILLOW vor allem auf ihrem letzten Album "Signal To Noise" besonders gut beherrschten. Das pastorale "Single-Eyed" ist ein selten idyllisches Stück, dem das Dynamikpendel "Battle" beziehungsweise "In Reverse" gegenübersteht. Mit "Deliberate" legt die Band ihr eingängigstes Stück für 2015 vor, gleichwohl der Rest beileibe nicht bloß drumherum gestrickt wurde. "Luctor Et Emergo" klingt wie aus einem Guss.
FAZIT: "Luctor Et Emergo" ist ein originelles Album einer ebensolchen Band, die man spätestens jetzt in Sachen zeitgenössischer Prog Rock auf dem Schirm haben sollte. Die Szene hat schließlich genug Retro-Bands beziehungsweise solche, die im Fahrwasser von Steven Wilson und Co. schippern.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.03.2015
Maartje Meessen
Ingo Dassen, Eleen Bartholomeus, Ingo Jetten, Bob van Heumen
Glassville / Soulfood
54:16
20.03.2015