„Velvet Skin“ ist das Debüt des jungen spanischen Trios LEWIS AND THE STRANGE MAGICS, und es setzte im Netz dafür teilweise harsche Kritik. Doch das liegt kaum am Album selbst, sondern an einer falschen Erwartungshaltung, die die Band ungeschickterweise selbst mit lanciert hat. Bezeichnet man sich doch als eine Art Kombination aus BLACK SABBATH und den BEATLES, „mixing heavy riffs with pop melodies“. Das einzige, was daran zutrifft sind die „pop melodies“.
Für auf Metal abonnierte Magazine und Blogs, die angesichts dieser großen Worte eine Mischung aus finsterem Doom, schweren Riffs, gepaart mit okkulten Texten und aufgelockert durch ein bisschen Pop, erwarten, ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Und so kommt man zu einem Urteil, dass zu zitieren fast Pflicht ist, denn ein wenig begeisterter Rezensent befindet „Velvet Skin“ sei kaum mehr als „teenage titillation at Hammer Horror nudity“. Das mag despektierlich gemeint sein, doch ist die Aussage viel zu gut, um nicht ein treffendes Lob abzugeben.
Mit Metal hat das Album kaum Berührungspunkte – da hätte man auch beim Cover schon drauf kommen können - wobei ein Soundtrack zu einem Psycho-Soft-Sex-B-Movie ist es ebenfalls nicht geworden. Es gibt viel satten Rock mit leicht psychedelischem Einschlag, gepaart mit verschrobenem Pop wie ihn talentierte College-Bands mit Hang zu Heavy Prog in der heimischen Garage spielen. Aber auch vor Funk („Carbon Wine“) und verschrobenem Reggae („Suzy’s Room“) haben die spanischen Musiker keine Bange. Marginal erinnert das sogar mal an die STONES, insbesondere „Jumping Jack Flash“ („How To Be You“), ist aber viel zu orgellastig und zu selten vom Blues infiziert, um tatsächlich als spätgeborener Ableger der Glimmer Twins gelten zu können.
Eine Band, die als Vergleich taugt, ist tatsächlich PAVLOV’S DOG, besonders, da Lewis P. gesanglich gerne die höheren Sphären sucht. Sich dort zwar akzeptabel, aber nicht mit der sicheren Könnerschaft David Surkamps ausmehrt. Aber der Mann ist noch jung und kann dazu lernen. Im Moment passt das, der raue Trip Richtung 60er macht Spaß, ist allerdings näher bei Roger Corman als den Hammer Studios angesiedelt, und wenn’s schon nicht der Soundtrack zu „Easy Rider“ wird, reicht es locker für „Devil‘s Angels“ („Rebellen in Lederjacken“).
Schmiss genug hat das Album, gleich der Opener bietet eine rauschhafte Melodieführung, Partytime im Bikerheim, die Orgel röhrt, die Gitarren spielen solide Riffs, Bass und Drums schaukeln den Song – und die folgenden – sicher nach Hause, selbst wenn bewusstseinserweiternde Drogen im Spiel sein sollten. Manchmal wirkt‘s arg simpel, dann spielen LEWIS AND THE STRANGE MAGICS nur shalala-Rock von der Stange, auf der die Hühnchen aus Bodenhaltung sitzen. Gibt Schlimmeres und ganz eklig bis zur Käfigmassenhühnerei wird es nie.
FAZIT: Lasst Euch von den negativen Kritiken nicht abhalten; „Velvet Skin“ ist ein sympathisches Album, besonders für Freunde fetter Hammond-Sounds (auch wenn sie nachgemacht ein sollten) und Fans all jener spacigen Filme und Fernsehshows, die es zwischen den Endsechzigern und beginnenden Siebzigern nicht in die Top of the Pops brachten, die vielfach aber spaßiger waren als geläufige Vorzeigemodelle.
In einer wenig angetanen Kritik beschwerte sich ein (bayrischer!) Verfasser übrigens, dass ihm die Band zu viel „Harmonium“ spiele. Hammond, Burschi, Hammond heißt das, und davon kann es gar nicht zu viel geben. Ein Harmonium kommt auf „Velvet Skin“ nicht vor.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.09.2015
Lewis P.
Lewis P.
Lewis P.
Manuel Gomez
Ivan Miguel
Soulseller Records
41:47
21.08.2015