Wie schon auf dem Vorgänger "Dictionary 2" zwei wildern die Indonesier LIGRO aktuell verhalten im Klassik-Bereich, aber ihr drittes Album verlagert den Scherpunkt generell ein kleines Stück weiter weg vom rockigen Fusion hin zu raumgreifendem, oftmals leiseren Jazz.
"Ethnische" Einflüsse lassen sich gleichwohl immer noch ausmachen, wobei insbesondere das spannungsgeladene und doch ruhige "Pentagonal Krisis" an Jonas Hellborgs Ausflüge in mittel- bis fernöstliche Kulturkreise gemahnt. Sich wiederholende Tonfolgen sind Gitarrist Hamzahs Ding überhaupt nicht, weshalb LIGROs Musik nicht selten an indische Ragas gemahnt und für "westliche" Ohren zunächst sperrig anmutet.
Passenderweise verzeichnet etwa das bluesige "Bliker 4" dann erst Hendrix-Licks und fast schon exzentrischen Freakouts, bleibt aber am Ende elegant wie das Publikum eines Jazzclubs. Die verhältnismäßige Rohheit der ersten beiden LIGRO-Werke geht dem Trio aber nicht ab und ist letztlich auch sein Alleinstellungsmerkmal. Kompositorisch ist "Dictionary 3" kein Rückschritt, wie man angesichts so vieler rein materialhafter Parts anfänglich glauben mag. Speziell der Bandleader bekommt immer wieder die Kurve zu weiterhin spröden, aber doch zugänglichen Melodien (höre das in Teilen härteste Stück "Tragic Hero" nach dem ersten Drittel).
LIGRO zitieren im Kerntrack "The 20th Century Collaseu" Olivier Messiaen und Anton Webern vor geradezu rasender Rhythmusgruppe und zelebrieren ein derart furioses Finale, dass "Lonely Planet" hinterher fast schon erwartbar versöhnlich ausfällt. Mit Percussion und introvertierter Clean-Gitarre macht die Gruppe am Ende alles richtig, um ein trotz mannigfaltiger Einflüsse und freier Spielweise geschlossenes und keine Sekunde zu kurzes oder langes Werk zu vollenden. Somit sucht sie auf ihrem Feld nach wie vor ihresgleichen.
FAZIT: Exotik hin oder her, LIGRO sind ein beispielloser Fusion-Act und lassen den Hörer 2015 nicht so leicht Zugang zu ihrer Musik finden, doch wem instrumentales Können besonders dann gefällt, wenn es nicht in vorhersehbare Patterns und Strukturen gepresst wird, der findet mit "Dictionary 3" womöglich einen Schatz am karg besprengten Jazzrock-Sternenhimmel.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.05.2015
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22.05.2015