So unoriginell LOS QUEMADOS auch weiterhin klingen: Die Osteuropäer verstehen ihr Handwerk und greifen löblicherweise auf eigene Kompositionen zurück, doch ihrem Latin-Sound fehlen nach wie vor klare Konturen.
Das tschechische Quartett fährt einen freundlichen, aufheiternden Sound, der allerdings nicht zu seicht ist, auch wenn vieles auf "The Circling Bird" zu stark gen Fahrstuhlmusik strebt. Die Arrangements sind zwar nicht unbedingt vorhersehbar, aber in Sachen Dynamik geschieht zu wenig, was angesichts der vorherrschenden Mischung aus Jazz, "sauberem" Afropop und (Post) Bop eigentlich ein Unding ist.
LOS QUEMADOS sind meistens entweder nur sachte oder fetzig, wobei das tonangebende Saxofon melodisch führt und die Rhythmusgruppe zu unauffällig agiert. Dahingehend bildet der fast obligatorische Slapper "Very strange chords" eine Ausnahme, wenngleich sich die Funk-Untertöne insgesamt in Grenzen halten. "The Circling Bird" bleibt allzeit loungig, gutgelaunt und tänzerisch ("Michael"), enthält mit dem feige ausgeblendeten "Chords From The Dustbin" passend betitelten Ausschuss und im Gegenzug einen pflichtmäßigen Höhepunkt: die spannende Stimmungsreise "Man from Calcuta", die über zehn Minuten hinweg zahlreiche Wandlungen durchläuft.
FAZIT: Spielkulturell hochwertiger Stoff, kein Zweifel - aber LOS QUEMADOS sind definitiv nichts für Freunde mutiger Musik, denn was hier so gekonnt dargeboten wird, haben Chick Corea, Tito Puente oder Flora Purim bereits zur Genüge (?) vorgemacht. Für Traditionalisten.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.12.2015
Filip Spáleny
Jan Bálek
Ondrej Pomajsl
Jakub Dolezal (Saxofon)
Hevhetia
54:49
11.12.2015