Mit ihrem Einstand machen die Düsseldorfer LOVE MACHINE (origineller ging's nicht?) als Retro-Classic-Hastunichgesehn-Rockband praktisch alles richtig: auf ein halbes Tausend limitiertes Vinyl, warmer und authentischer Sound, zwei von vier Bandwurm-Songs und viel schwelgerisches Georgel, fertig ist …
… ja, was? Allenthalben Genre-Durchschnitt. Die Gruppe kommt schon zu Beginn nicht aus dem Quark und langweilt über elf Minuten hinweg im Einstieg "Hermes Red Shoes". Der Song ist nett verträumt und minimalistisch arrangiert worden, aber Sänger Marcel trägt das Ganze nur leidlich gut mit seiner nicht gerade charismatischen Stimme. Ein Spannungsbogen geht dem Track völlig ab, weshalb die Band im Grunde genommen nach drei Minuten alles gesagt hat. Live ist das sicherlich ganz toll atmosphärisch, aber auf Platte lädt es eher zum Schauen auf die
"Flower" wäre in den 1970ern als guter Mainstream Song mit südländischem Flair und leichtem Jazz-Feeling durchgegangen. Despektierlich hat man das damals "Soft Rock" genannt, aber statt Fistelstimme intoniert der Frontmann abermals nicht gerade spritzig mit seinem Bariton. Auch hier gilt trotz einiger gescheiter Licks: Geplätscher.
"The Vision Of How The Office Becomes A Hurricane" ist ein Düsterstück mit etwas Hall auf den entrückt gezupften Gitarren und bemüht beschwörendem Gesang, das sich zumindest vom Rest abhebt und gesanglich am ehesten überzeugt, gleichwohl es auch keine hohen Wellen schlägt. Im 20-minütigen Finale stehen aufmerksamkeitsdefizitiäre Hörer dann vor der Zerreißprobe: Der Mammutsong ist narrativer als alle vorigen und … genau - plätschert mit ärgerlich geräuschvollem (Zischen, Tröten, Rauschen) Mittelteil, ebenso vor sich hin wie die vorangegangenen "Großtaten". Trotz Saxofon im wie vorherzusehen nicht gesteigerten Grande Finale darf man auch hier höchstens die Durchschnittnote zücken.
FAZIT: LOVE MACHINE sind etwas für verträumte Gemüter, ein Exot im gegenwärtigen Retro-Betrieb, der zu Psych- oder Prog-Hochzeiten allenthalben als Fußnote durchgegangen wäre. Heute mutet die Band abseits eingefleischter Szene Hardliner bei aller Sympathie entbehrlich an. Wenn man dem "alten" Sound huldigt, dann bitte mit frischem Zugang und vor allem starkem Songwriting. Beides ist hier nicht gegeben.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.02.2015
Thibaut Sanli
Marcel Rösche
Hendrik Siems, Felix Wursthorn
Felix Wursthorn
Noel Lardon
Tonzonen
41:46
06.02.2015