Im Herbst diesen Jahres wird das neue Riverside-Album "Love, Fear and The Time Machine" erscheinen. "And we won't be playing hard rock any more" hat Sänger Mariusz Duda dazu verlauten lassen. Weil nicht davon auszugehen ist, dass die Band plötzlich in knüppelharte Progressive-Metal-Gefilde abdriften wird, ist wohl eher zu erwarten, dass eine größere Ähnlichkeit zu LUNATIC SOUL zu hören sein wird. Unter diesem Banner widmet sich Duda einer sehr ruhigen Variante des progressiven Sounds von Riverside, die mit Ambient und Electronica angereichert wird und gitarrenseitig rein akustisch gehalten ist.
"Walking On A Flashlight Beam" ist das vierte Album von LUNATIC SOUL und hat knappe 64 Minuten Musik zu bieten, die oft entspannend, aber auch aufwühlend ist, zumal Duda sehr persönlich wirkende Texte singt. Das eröffnende "Shutting Out The Sun", fast neun Minuten lang, ist über weite Strecken elektronisch gehalten und verbindet zarte Melodiefragemente mit atmosphärischen Sounds. Der Song baut sich langsam auf und es dauert gute sechs Minuten, bis überhaupt mal der hintergründige Gesang ertönt. Trotzdem ist das Stück alles andere als langweilig, dafür sorgt allein schon die detailverliebte Instrumentierung, die von der melancholischen Stimmung unterstützt wird. Mit seinem elektronischen Beat und der Vocoder-Stimme erinnert "Cold" dezent an Anathemas "Closer", hat einen eingängigen Drive und einen schönen Übergang zum "echten" Drumming in den letzten anderthalb Minuten. Trotz des atmosphärischen Überbaus ist die tolle Nummer beinahe schon tanzbar.
Im direkten Vergleich werden Gesang und der eindringliche Text bei "Gutter" stärker in den Fokus gerückt, als bei den ersten beiden Stücken, dementsprechend ist die Instrumentierung in dem düsteren Song reduzierter und setzt vermehrt auf perkussive Elemente. Das Ambient-Intermezzo "Stars Sellotaped" leitet über in "The Fear Within", das mehr sperrige Soundcollage als Song bleibt. Dagegen ist "Treehouse" deutlich konventioneller gehalten und der luftigste Song auf dem Album. "Pygmalion's Ladder" ist dann eine zwölfminütige Prog-Abfahrt mit dezent orientalisch anmutenden Harmonien, "Sky Drawn In Crayon" eine reduzierte, düster-introvertierte Nummer. Zum Abschluss wartet der achtminütige Titeltrack mit positiverer Sonnenaufgangs-Stimmung auf.
FAZIT: Irgendwo zwischen Riverside, dem Schaffen eines Steven Wilson und aktueller Anathema ist "Walking On A Flashlight Beam" ein schönes Album, das nach dem tollen ersten Drittel zwar leicht an zwingenden Momenten einbüßt und hier und da mit ein bisschen zu viel "Klingklang" aufwartet, die musikalischen Fähigkeiten eines Mariusz Duda aber trotzdem gekonnt unterstreicht.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.02.2015
Mariusz Duda
Mariusz Duda
Mariusz Duda
Mariusz Duda
Wawrzyniec Dramowicz
Kscope/Edel
63:41
13.10.2014