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Mark Wingfield: Proof Of Light

Stil: Progressiver Jazz-Rock

Cover: Mark Wingfield: Proof Of Light

Zeitgleich mit dem neuen DEWA BUDJANA-Album „Hasta Karma“ erscheint bei MoonJune Records „Proof Of Light“ des britischen Gitarristen MARK WINGFIELD. Selbst wenn Indonesien und England sehr weit voneinander entfernt liegen, so stehen sich diese beiden Gitarristen - der eine aus Indonesien, der andere aus England - doch sehr nah. Allerdings veröffentlicht ein DEWA BUDJANA im Halbjahrestakt seine letzten Alben, während sich Wingfield aus gutem Grund neun Jahre für sein Solo-Album Zeit ließ. Schon darum landet es im direkten Vergleich vor „Hasta Karma“.

Auf „Proof Of Light“ gibt es Jazz-Rock mit einer Prise Prog zu hören. Auch wenn sich laut eigener Aussage Wingfield gleichermaßen von JOHN COLTRANE wie von JIMI HENDRIX beeinflusst fühlt, ist dies auf seinem 2015er Werk nicht wirklich zu hören. Eher kommen einem schon PHIL MANZANERA oder JOHN ABERCOMBIE in den Sinn. Doch auch die beiden Mitstreiter dieses Trios, der Bassist YARON STAVI und der Schlagzeuger ASAF SIRKIS sind keine unbeschriebenen Jazz- und Prog-Blätter. Stavi spielte bereits mit PHIL MANZANERA, DAVID GILMOUR oder ROBERT WYATT, absoluten Prog-Größen, zusammen, während sich Sirkis mit echten Jazz-Größen einließ, wie JOHN ABERCOMBIE, LARRY CORYELL oder TIM GARLAND. Allesamt Musiker, deren Einflüsse sich auch in „Proof Of Light“ mal weniger, mal mehr widerspiegeln.

In den gut 50 Musik-Minuten erhalten die drei Instrumentalisten ausgiebige Freiräume, um sich im melodiösen Interesse des wingfieldschen Trios genauso einzubringen wie im eigenen, ausgiebig-improvisatorischen Spielgeist. Ruhige und härtere Klänge ergänzen sich auf angenehme Weise, sodass keine Gefahr von Langeweile besteht. Auf dem längsten, knapp 9 Minuten langen „Voltaic“ paaren sich sogar elektrisch rockende Gitarren mit komplexen, ausgiebigen Schlagzeug-Rhythmen und brummenden Bässen. Hierbei kommen Erinnerungen an einen ZAPPA genauso wie an die Jazz-Rock-Ausflüge von KING CRIMSON auf. Ein rundum grandioser Song für alle, die von experimentellem Jazz-Rock nicht genug bekommen können.

„Summer Night‘s Story“ dagegen ist nachtsommerlich entspannt und räumt allen Instrumenten ihr ruhiges Solo ein, egal ob nun Bass oder Schlagzeug, während die Gitarre natürlich auch genügend Entfaltungsspielräume erhält und an den sommerlichen Musik-Nachthimmel ein paar leuchtende Sterne zaubert. Leider lässt sich das Album danach doch ein wenig zu sehr auf einer ruhig-atmosphärischen Spielwiese nieder, ohne noch einmal im besten „Voltaic“-Sinne Fahrt aufzunehmen.

Wingfield musste für dieses Album erst einmal ein tiefes Tal, so eine Art „Gitarristen“-Depression, überwinden - wie er selbst zugibt: „Vor ein paar Jahren hörte ich auf, mir Musik anderer Gitarristen anzuhören, weil mich dabei das unerträgliche Gefühl überkam, alles Bedeutende wäre schon von anderen Gitarristen gespielt. Und immer, wenn ich dann meine Gitarre zur Hand nahm, klang ich nach irgendwem, den ich zuvor schon gehört hatte. Dann aber entschloss ich mich, andere Instrumente zu hören - Saxofon, Trompete, Piano und Gesang - und entdeckte Musiker wie K.D. LANG, NUSRAT FATEH ALI KHAN, BETTY CARTER und indische Klassik-Sänger für mich. Dann begann ich, von dieser Musik inspiriert, wieder die Gitarre zu spielen und meinen eigenen Stil zu entwickeln. Das war eine verdammt harte Arbeit.“

FAZIT: Diese harte Arbeit hat sich wirklich gelohnt. Mit diesem progressiven Jazz-Rock-Album beweist MARK WINGFIELD, dass er wieder mitten im Licht innovativer Instrumental-Musik angekommen ist und in einer Reihe mit TERJE RYPDAL, DEWA BUDJANA, ALLAN HOLDSWORTH und PHIL MANZANERA steht.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.03.2015

Tracklist

  1. Mars Saffron
  2. Restless Mountain
  3. The Way To Etretat
  4. A Conversion We Had
  5. A Thousand Faces
  6. Voltaic
  7. Summer Night‘s Story
  8. Koromo‘s Tale
  9. Proof Of Light

Besetzung

  • Bass

    Yaron Stavi

  • Gitarre

    Mark Wingfield

  • Schlagzeug

    Asaf Sirkis

Sonstiges

  • Label

    Moonjune Records

  • Spieldauer

    53:17

  • Erscheinungsdatum

    06.03.2015

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