Dem größten NAPALM DEATH-Fan der Redaktion das aktuelle Album „Apex Predator“ zu überlassen, kann nur zu uneingeschränkten Lobeshymnen führen, oder? Was soll nach „Utilitarian“, dem Vorgänger von 2012, noch kommen, durfte man sich seinerzeit zu Recht fragen, und nun das.
„Apex Predator – Easy Meat“ ist nicht nur Album Nummer 15 in 34 Jahren (sic!) Bandgeschichte, sondern ganz einfach unfassbar geworden. Der Opener und Titeltrack fällt etwas aus dem Rahmen, passt aber haargenau in das Bild, das NAPALM DEATH auf dem letztjährigen Roadburn-Festival hinterließen, als sie einen extrem intensiven Gig mit allen langsamen und „anderen“ Songs der Bandgeschichte spielten. Brachiale Sprach- und Geräuschspielereien, heftig und packend, die andere Art des Weltuntergangs als das gewohnte Inferno. Danach gibt es auf „Apex Predator – Easy Meat“ durchgehend hochwertige NAPALM-DEATH-Kost, unglaublich energetisch und wütend. „In A World Of Compromise – Some Don't“ schrieben schon BOLT THROWER auf eines ihrer Shirts, das Motto würde auch hier wie die Faust auf's Auge passen. Woher nehmen die vier inzwischen Ausnahmemusiker nur all diese Energie, die live sofort auf das Publikum übergeht? Mit den letzten Alben gelingt es der Band aber immer mehr, diese Energie auch auf Konserve einzufangen, die Zeiten steriler Plastikdrums gehören endgültig der Vergangenheit an und Barney Greenway brüllt dir seine wohldurchdachten Texte direkt ins Gesicht. Denn NAPALM DEATH stehen nicht nur für unfassbare Brutalität, sondern sind auch hochintelligent und politisch eindeutig nachdenklich links. Nicht umsonst wird auf jedem Konzert „Nazi Punks Fuck Off“ der DEAD KENNEDYS gecovert.
Um aber von der allgemeinen Lobeshymne wieder auf die spezielle zurückzukommen: Auf „Apex Predator – Easy Meat“ findet sich gleich mit erwähnten Titelstück einer der experimentellsten der Briten, mit dem Wechselgesang bei „Stunt Your Growth“ gelingt gleichzeitig einer der brutalsten und mit dem melodischen Refrain in „Hierachies“ einer der eingängigsten Songs der Bandgeschichte, die nicht gerade arm an Klassikern ist. Kurzum: Grindcore kann kaum besser und überzeugender gespielt werden.
FAZIT: Maximale Energie, maximale Wut, minimale Kompromisse. Vielleicht das beste Album der Bandgeschichte. Punkt.
Punkte: 15/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.01.2015
Shane Embury
Mark "Barney" Greenway, Mitch Harris
Mitch Harris
Danny Herrera
Century Media Records
39:57
23.01.2015