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Native Construct: Quiet World

Stil: Progressive Metal

Cover: Native Construct: Quiet World

Ein quietschebuntes Cover, Songs mit Längen von acht, neun oder zwölf Minuten – es wird kaum jemanden überraschen, dass NATIVE CONSTRUCT und ihr Debütalbum „Quiet World“ im Bereich des Progressive Metal Zuhause sind.

Die drei Musiker hinter der Band sind Studenten am Bostoner Berklee College Of Music – und genau das hört man „Quiet World“ auch zu fast jeder Sekunde an. Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass das Trio ganz genau weiß, was es da gerade tut, und ebenso wenig bestehen Zweifel an der musikalischen Kompetenz der drei Bandmitglieder. Doch nur weil drei hochbegabte Musiker gemeinsame Songs schreiben, heißt es eben noch lange nicht, dass dabei auch hochklassige Lieder entstehen. So enthalten die sieben Songs des Debüt zwar Ideen im Überfluss, doch sind es so viele, dass man daraus besser vier Alben gemacht hätte.

So aber schmeißen NATIVE CONSTRUCT progressiven Heavy Metal, Modern Metal, Jazz und Klassik in einen großen Topf – und leider schaffen sie es zu selten, den Inhalt des Topfes ordentlich zu verrühren, so dass die einzelnen Zutaten als Klumpen bestehen bleiben. Manches Mal wirkt „Quiet World“ wie eine musikalische Selbstbefriedigung der Musiker. Hier noch ein Jazz-Arrangement, da noch ein Soundtupfer, noch ein Stimmungswechsel, noch eine Acapella-Einlage, noch ein Chor, noch ein Klimperpart. Und so weiter, und so weiter. Das ist ausnehmend schade, denn die musikalischen Grundgerüste der sieben Songs klingen allesamt vielversprechend, und wenn sich die Herren Edens, Yang und Harchik ein wenig zurückhalten könnten, wären NATIVE CONSTRUCT sicher spielend in der Lage gewesen, das vielleicht spektakulärste Prog-Metal-Debüt seit „When Dream And Day Unite“ zu veröffentlichen.

FAZIT: Herausragende Musiker sind leider nicht gleichzusetzen mit herausragenden Songschreibern bzw. Arrangeuren. NATIVE CONSTRUCT bringen alle Voraussetzungen mit, im eingefahrenen Prog-Metal-Genre kräftig durchzupusten, verzetteln sich allerdings noch zu häufig dabei, zu viel auf einmal zu wollen. Wenn man beim Nachfolger nicht zwingend versucht, Growls neben Jazzgitarren, Schweineorgel neben Fusiondrumming oder SPOCK’S BEARD neben MASTODON in einen Song zu packen, dann stehen der Band alle Türen offen. So aber dürften NATIVE CONSTRUCT manchen mit ihrem vollgepackten Debüt zu überfordern. So abgedroschen es klingt: weniger wäre manchmal eben doch mehr.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.04.2015

Tracklist

  1. Mute
  2. The Spark of the Archon
  3. Passage
  4. Your Familiar Face
  5. Come Hell or High Water
  6. Chromatic Lights
  7. Chromatic Aberration

Besetzung

  • Bass

    Max Harchik

  • Gesang

    Robert Edens

  • Gitarre

    Myles Yang

Sonstiges

  • Label

    Metal Blade

  • Spieldauer

    48:09

  • Erscheinungsdatum

    17.04.2015

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