NECRONOMICON lassen sich von einem gesichtslosen Label zum nächsten durchreichen, spielen nun aber nicht etwa Folk Metal, wie man es angesichts von Trollzorn glauben könnte, sondern bieten mit erneuerter Rhythmusgruppe das, was sie am besten können: diesmal recht epischen Thrash Metal, der teilweise nur noch am Rande mit der Stilistik zu tun hat, und auf "Pathfinder" auch aufgrund längerer Kompositionen nicht proggig ist.
Das Aushängeschild der Gruppe aus Hertingen ist nach wie vor Frontmann Freddy mit seiner galligen Stimme, der den Zeremonienmeister zwischen typisch deutschem, also teils plumpem und liebevoll ausgearbeitetem Geballer mit melodischem Mehrwert mimt, letzteres ein Markenzeichen der US-Szene, der NECRONOMICON allerdings auch weiterhin in gleicher Weise nachlaufen, wie sie der hiesigen Hohenriege am Rockzipfel hängen. Sie sind weder das eine noch das andere, sondern ganz sie selbst, ohne stilistisch irgendetwas zu erneuern.
"Pathfinder" zeigt die Band allerdings - so man sie nicht durch die unerhebliche Nostalgiebrille betrachtet - in allen Belangen stärker denn je. Die Reife ergibt sich naturgemäß, die Scheuklappen wurden vermutlich auch im Zuge dessen abgelegt und somit ein breiterer Ansatz ermöglicht. Das narrative Moment der Scheibe wird durch die mäandernden, aber niemals öd anmutenden Kompositionen forciert, ohne dass die Gruppe ihre Wurzeln aufgeben würde. Dass ihr dabei kein offensichtlicher Reißer gelingt, liegt in der Natur der ambitionierten (und ohne Bruch gelungenen) Sache.
FAZIT: "Pathfinder" zeigt eine Institution aus der zweiten Reihe auf der Höhe ihres Schaffens. NECRONOMICON mögen kommerziell oder in Sachen Stilprägung nie weit vorne gestanden haben, bieten mit diesem Album aber ein frisches Stück ausgesprochen melodischer Thrash-Mucke, die mehr Achtung verdient hätte, als sie vermutlich über die Basis hinaus erhalten wird.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.11.2015
Marco
Freddy
Freddy, Mike
Chris
Trollzorn / Soulfood
69:50
27.11.2015