NO MORE PAIN stammen aus New Jersey und platzieren sich mit ihrem zweiten Album mal eben im vorderen Drittel der Alternative-Prog-Szene, ohne allzu viel zu neuern. Wie das funktioniert? Na, indem die Combo eine eigene Handschrift bemüht und ihre Herz genauso sprechen lässt wie ihre Fähigkeiten als Musiker.
Das Quartett besteht offensichtlich aus hervorragenden Songwritern, wie es mit eingängigen Stücken der Marke "God In The Glass" oder "All As One" beweist. Diese kompakte Preziose zeigt aber nur eine Seite von NO MORE PAIN, denn die Stimmungen auf "The Post Human Condition" sind ebenso mannigfaltig wie das stilistische Vokabular, das die Macher heranziehen. Bis zur Hälfte der Spielzeit haben die Instrumentalisten beispielsweise Eighties-Fusion-Sounds eingeflochten ("Shrine of Pearl") oder Arena Rock wie ASIA mit Progressive Rock verbunden ("Behold The Screen").
Das brodelnde, zuweilen relativ geradlinige und doch epische "Bleed" steht dem ebenfalls zehnminütigen, entschleunigten Post-Rocker "Mountains Of The Sky" gegenüber, der zwischendurch unverhofft kräftig wird, wohingegen das dramatische Instrumental "Binary Annihilation Glitch" (mit Sample-Zitat aus dem Siebziger-Streifen "Network") fast klassischer Fingerübungs-Prog-Metal ist. Der finale Longtrack "The Network" (genau) bringt es auf 17 Minuten, wobei NO MORE PAIN ihr Songwriting-Gespür auf eine cineastische Ebene hieven. Das Stück ist ein Glanzlicht in Sachen zudringlicher Melodie einer- und dynamischer Kompositionskunst andererseits.
Deshalb ist in jeglicher Hinsicht - stimmige Produktion auch - mit dieser Gruppe zu rechnen, und nach dem nächsten Album werden NO MORE PAIN, weil sich ein zugkräftiges Label für sie erwärmt, auf breiterer Ebene von sich reden machen, wetten?
FAZIT: Bewährte Schreibmuster, unkonventionelle Klangverquerungen und mitunter beeindruckende Handwerkskunst - all dies bieten NO MORE PAIN auf "The Post Human Condition" in Hülle und Fülle bei gleichzeitiger Wahrung ihres Bauchgefühls. Überraschungs-Winner also? Genau.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.08.2015
John Moroney
Mike Roman, Dan Rainone, Matt McDermott
Mike Roman
Matt McDermott
Dan Rainone
Eigenvertrieb
54:34
10.01.2015