Bedauerlich, dass eine feste Größe wie PALLAS in Eigenregie veröffentlichen muss - oder fährt auch diese Gruppe mittlerweile besser, wenn sie ohne Umschweife auf den Fan zugeht? Wie dem auch sei, die Schotten lassen sich nicht lumpen und hauen ihr neues Werk, das erste nach vier Jahren, in üppigen Editionen heraus und überzeugen dabei natürlich nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich. Das Begleitalbum "itiswhatitis" wartet mit Instrumentalversionen, alternativen Fassungen und Demos auf, doch hier geht es um das Hauptwerk, eine logische Weiterführung des jüngsten Schaffens der Gruppe.
So wie PALLAS hier zum zweiten Mal mit Neusänger Paul Mackie auftreten, scheint sich eine gewisse Abgeklärtheit eingestellt zu haben: Das klagende "Shadow Of The Sun" kehrt die gewohnt düster bombastische Gangart der Band hervor, welche im gelösten Abschluss "Winter Is Coming" gipfelt, einem klassischen Track für die Band. Das neunminütige "Dominion" erweist sich als Kernstück der Scheibe und pendelt von Symphonik zu schwerem Progressive Rock, der bisweilen aufs Erfrischendste fort vom Schönklang strebt. Ähnlich düster, ja fast kalt mutet hinterher auch das fiebrige "Wake Up Call" an. Die Verbindung zwischen Tradition und verhaltener Neuerung gelingt dem Quintett also recht gut.
"And I Wonder Why" groovt und treibt mit Bassist Murray im Vordergrund, reinen Ambient bringt hingegen "In Cold Blood" zu Gehör, und das minimalistische "Harvest Moon" kommt erst zart, dann kraftvoll mit zischendem Keyboard daher. Davon abgesehen gemahnt das kompakte "New Life" an die introvertierten, neuen MARILLION, auch wenn der Frontmann kein zweiter Steve Hogarth ist - muss er auch nicht sein, aber "wearewhoweare" macht gerade textlich einen sehr persönlichen Eindruck, der den oft entrückten Briten sehr gut steht.
FAZIT: "wearewhoweare" ist vielleicht nicht PALLAS' bestes Album, wächst aber mit mehrmaligem Hören und steht für eine einigermaßen zeitgenössische Variante des altbekannten Briten-Prog. Man kommt halt nicht aus seiner Haut, aber ist das bei einer Institution schlimm? Nein, solange die Songs als solche Stimmen, und das ist hier der Fall.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.01.2015
Graeme Murray
Paul Mackie
Niall Mathewson
Ronnie Brown
Colin Fraser
Just For Kicks
54:28
30.01.2015