Patty Griffin, die auf breiter Ebene zuletzt durch ihre Kollaboration mit Robert Plant auffiel, wurde so ähnlich wie ihre Schwester im Geiste Emmylou Harris mit dem Alter immer besser, und dieser Trend setzt sich auf "Servant Of Love" fort, einer aufwühlenden Platte mit so vielen Farben, dass man staunt, wieso andere das nicht hinbekommen, die sich im weiten Spielfeld Americana tummeln.
Das Album birgt an manchen Stellen eine starke Dixie-Note in sich, die sich über Trompeten ebenso offenbart wie durch polternde Rhythmen. Dennoch gibt es der sachten Töne viele, ob im Titelstück, das eie packende Klavier-Ballade darstellt, oder während des minimalistischen "Hurt A Little While" das Griffins Stimme betont wie kaum ein anderer Track auf "Servant Of Love".
Dabei sind es auch die erzählten Geschichten, die berühren, und dazu braucht die Künstlerin nicht immer viele Worte, wie sie mit dem cineastischen, kargen "250.000 Miles" beweist. "Made Of The Sun" oder "Good And Gone" könnte wiederum besagte Emmylou geschrieben haben, doch Griffin geht wirklich weniger massenkompatibel vor, ja wirkt mitunter gar schroff, wenn auch nie abweisend - eben so wie ihr unendlich wirkendes Heimatland, das auf diesem Album so gar nichts von den Klischees hat, die man hier unsäglicherweise damit verbindet.
Wer sich eine zünftige Gänsehaut abholen möchte, für den gibt es in diesem Bereich 2015 wenige besser geeignete Scheiben als diese. "Everything's Changed" steht beispielhaft dafür, wiewohl die vorhandenen Gegenpole in stilistischer Hinsicht (der verhältnismäßige Rocker "There Isn't One Way") die letzten zehn Prozent herausschlagen, die zum Meisterwerk fehlen. Tolles Album, simple as that!
FAZIT: Für "Servant Of Love" hätte Patty Griffin den nächsten Grammy verdient: staubig, herzlich, himmelhochjauchzend und melancholisch, meisterhaft arrangiert und gespielt sowie - nicht zu vergessen - auf eine Weise gesungen, als gehe es um das Leben der Chanteuse. Tut es vielleicht auch, wenn man Artistin mit Haut und Haaren ist.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.09.2015
PGM / Hoanzl
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25.09.2015