Beim osteuropäischen Qualitätslabel Hevhetia bricht offensichtlich der Fusion-Sommer herein: Die zweite Veröffentlichung Mitte 2015 aus diesem Bereich (SISTERHOOD OF KLANGPEDAL werden auf unseren Seiten ebenfalls gelobt) stammt von Pianist Pavel Morochovic und einer überragenden Rhythmusgruppe, nämlich Tieftonmeister Juraj Griglák (ESPRIT BAND) und Fabeltrommler Martin Valihora (u.a. FERMÁTA). Im Trio zocken die Könner energischen Fusion hausgemachter Art, dies aber mit durchgängiger Frische.
Da Pavel seinen Namen für dieses Projekt hergibt, steht er seinen Begleitern in Sachen Showmanship nicht nach. "Awakening" ist ein Vorzeigewerk, wenn es darum geht, atemberaubende Handwerkskunst mit Emotionalität und spontaner Musikalität zu verschränken. Dabei sei jedoch gesagt, dass die acht Stücke der Scheibe keine improvisatorischen Spielwiesen sind, sondern jeweils auf klarer Motivik und Arrangierkunst basieren.
"Inferno" markiert als virtuoser Paukenschlag einen Opener im besten Sinn, ehe das Titelstück intimen Kammerjazz bietet, wie man ihn vor allem in Skandinavien kultivierte (E.S.T. und so). Dieses Stück baut im Rahmen der "Renaissance"-Trilogie ein Thema auf, das "The Unbearable Lightness of Being" dem Titel gemäß auf heiter leutselige Weise fortführt und "Paradise" zu einem nachgerade jauchzenden Ende bringt. Die überdurchschnittliche Länge aller Kompositionen merkt man ihnen nicht an, denn hier geschieht nichts zum Selbstzweck, und das Herz ist stets hörbar präsent.
Das eigenwillig titulierte "The Ballad _ Home" ist genau das: eine ungewöhnliche Ballade mit Gastgeiger Ivan Dimitrov, der auch das rhythmische Gesellenstück "Waltz for Nicole" krönt. "Vicious Circle" baut dazwischen eine beachtliche "Härte" auf, obwohl wir es mit einem akustischen Dreier-Ensemble zu tun haben - verblüffend genial. "What Else?", mag der Skeptiker angesichts dieser eierlegenden Wollmilchsau von Album also fragen … Nun, das letzte Stück lässt sich als Hommage an ganz klassischen Combo-Jazz begreifen, was seinen Groove angeht, womit tatsächlich alles Erdenkliche abgedeckt ist. Großartiges Album!
FAZIT: Das PAVEL MOROCHOVIC TRIO spielt auf "Awakening" treibenden Trad-Jazz- bis Fusion-Kram, der die Nackenhaare in gleicher Weise aufrichtet, wie er Maulsperren hinterlässt.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.04.2015
Juraj Griglák
Pavel Morochovic
Martin Valihora
Hevhetia
58:33
17.04.2015