Der perfekte blaue Himmel beginnt nicht etwa als Himmel voller Geigen, sondern als akustischer Gitarren-Sonnenaufgang und Gesängen, die sich eher auf eine Brücke über das wilde Wasser begeben würden, wie sie SIMON & GARFUNKEL bereits besangen.
Noch dazu umschmeichelt uns in der ersten Minute von <a href=" https://www.youtube.com/watch?v=RoHA6uGdo1c " rel="nofollow">„Phoenix Starlight“</a> ein Gitarren-Rhythmus, der zärtliche Erinnerungen an den „uralten BOWIE“ und seinen Major Tom, den er 1969 auf „Space Oddity“ zum Leben erweckte, wachruft. Und so seltsam es auch klingen mag, genau diese 69er-Bowie-Atmosphäre verfolgt uns eine Stunde lang auf „Emerald“, so als würden die Hörer dieses Albums wieder das Musik-Raumschiff besteigen, welches Major Tom mit Bowies Hilfe vor 45 Jahren startete und das PETER SCHILLING 1983 kurz mit seiner neudeutsch bewellten „Major Tom“-Variante übernahm, damit eine Australierin und ein Schwede anno 2015 mitten im PERFECT BLUE SKY liebevoll zur Landung ansetzen.
Doch zuvor durchfliegen wir eine Stunde lang die hell erleuchteten himmlischen Höhen voller Psychedelic Rock und Folk im Geiste der 60er- und 70er-Jahre.
In PERFECT BLUE SKY treffen der lyrische, wunderbar poetisch Folk von LINDISFARNE oder FAIRPORT CONVENTION und natürlich JEFFERSON AIRPLANE auf süchtig machenden „Rumours“-Pop der frühen FLEETWOOD MAC (Was wohl auch an der stimmlichen Ähnlichkeit von JANE KITTO mit CHRISTINE McVIE liegt!), und verträumten Psychedelic der unterschiedlichsten ineinander fließenden Farben, so wie sie damals in den späten 60ern bei den Konzerten mit viel Einfallsreichtum an die Leinwand hinter der Bühne projiziert wurden. Die Musik auf „Emerald“ klingt so faszinierend nach Retro-Psyche-Folk im Flower-Power-Give-Peace-A-Chance-Kleidchen, dass sie zugleich absolut modern erscheint, weil sie mit jeder Note, jedem Ton, jedem Wort und jeder verrückten, experimentellen Idee uns im Jahr 2015 beweist, wie zeitlos solche Musik ist. Und wie unglaublich schön!
In diesem perfekt blauen Musikhimmel einer Australierin und eines Schwedens finden wir beispielsweise in <a href=" https://www.youtube.com/watch?v=66_p1xH4-EY " rel="nofollow">„Aquaria“</a>, den mit knapp 8 Minuten zweitlängsten Song des Albums, Ansätze der Himmelstreppe, die LED ZEPPELIN auf ihrem Album „IV“ beschritten oder auf <a href=" https://www.youtube.com/watch?v=7rEYKQJ8ptM " rel="nofollow">„Gospel To The Waves“</a> so einige Momente, die PINK FLOYD auf ihrem Weg zur dunklen Seite des Mondes einschlugen. Mit Möwengeschrei dagegen beginnt der längst, neuneinhalbminütige Titel „Solomon“. Er strahlt entspannte Ruhe aus und natürliche Schönheit.
Und überhaupt, gab‘s da nicht schon einmal ein ganzes Album, das sich mit einer Möwe beschäftigte?
Aber klar doch! „Jonathan Livingston Seagull“ von NEIL DIAMOND - das aus meiner Sicht beste Album, welches dieser manchmal ein wenig zum pathetischen Kitsch neigende Diamond jemals zustande brachte. Auch „Solomon“ bezieht sich auf das Möwen-Buch von Richard Bach. Nur leider fällt gerade dieser Song doch ziemlich eintönig und etwas zu langweilig aus, was wohl auch daran liegt, dass er keinerlei psychedelische Spielereien, dafür aber am Anfang und Ende ausgiebiges Möwen-Geschrei und Wasserrauschen enthält, bis dann ein seltsamer, rückwärts laufender Hidden-Track “Emerald” abschließt.
Dagegen ist <a href=" https://www.youtube.com/watch?v=SLj0aHLu91o " rel="nofollow">„The Flight Of Vladimir“</a> ein gänzlich anderes Kaliber. Akustische Gitarren und poppige Melodien - getreu der Ausstrahlung von FLEETWOOD MAC - werden urplötzlich von einer E-Gitarre überlagert, welche auch unser zum Ritter geschlagener Mr. GILMOUR so hätte einspielen können.
Was also bleibt von „Emerald“?
Wie lautet das FAZIT?
PERFECT BLUE SKY erwecken die alten Zeiten der 60er- und 70er-Jahre, die aus Sicht vieler echter Musik-Freaks ja sowieso die besten waren, wieder zur vollen Blüte. Jede Flower powert, jeder Peace have his chance und Major Toms Ground control sagt uns: „Here is a bridge over a troubled water ... und zugleich ... The sounds of silence!“
Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.03.2015
Peter Albin, Pna Andersson, Jane Kitto
Jane Kitto, Pna Andersson
Jane Kitto, Pna Andersson
Danny Oakhill, Pna Andersson
Dave Getz, Pna Andersson
Scarecrow Recordings / Sound Pollution
61:16
23.03.2015