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Pete McCann: Range

Stil: Jazz-Rock

Cover: Pete McCann: Range

Endlich mal wieder Zeit für eine gute Stunde nicht etwa gediegenen, sondern ordentlich groovenden Jazz-Rock eines Gitarristen, den man gut und gerne mit dem großen Jazz-Rock-Übervater JOHN McLAUGHLIN in einem Atemzug nennen darf. Das liegt nicht etwa daran, dass PETE McCANN bereits als Gitarrist im US-Tribute MAHAVISHNU PROJECT sich jede Menge Lorbeeren verdiente, sondern dass sein kompositorischer Ideenreichtum (Über sein grandioses Können als Jazz-Gitarrist brauchen wir hier im Grunde keine weiteren Worte zu verlieren!) aus einem Jazz-Rock-Album genau das werden lässt, was wir früher so sehr an Mahavishnus „Inner Mounting Flame“ oder „Visions Of The Emerald Beyond“ liebten. Würde McCann aus seinem Quintett mit Saxofonisten, Bassisten, Schlagzeuger und Pianisten (Piano, Rhodes und Orgel) ein Sextett machen und einen Geiger hinzufügen, jede Wette, viele würden glauben, es mit einem „neuen“ Jazz-Rock-Kunstwerk aus dem Hause MAHAVISHNU ORCHESTRA zu tun zu haben.

Verhalten, fast entspannt beginnt das jazzig rockende „Angebot“ mit „Kenny“ - ein zurückhaltender akustischer Bass, das Schlagzeug mit Besen gespielt, ein klimperndes Piano sowie die akustische Gitarre, die zart über allem verspielt eine Geschichte erzählt, während das Saxofon eine wundervolle Melodie dazu beiträgt. Wir werden ruhig und melodiös eingestimmt auf das, was uns dann nach und nach auf „Range“ erwartet. Denn bereits nach dem noch verträumt anmutenden Stück, welches dem verstorbenen kanadischen Trompeter KENNY WHEELER gewidmet ist, geht es mit „Seventh Jar“ deutlich komplexer und freier zur Sache.
Auf „Realm“ - eine Anspielung auf den New Yorker Pianisten RICHIE BEIRACH - zeigt dann JOHN O‘GALLAGHER, dass er ein ganz großer Bläser seines Fachs ist, indem er die aufwendige Altsax-Pyrotechnik anwendet, während MARK FERBER ebenfalls immer mehr die Felle bearbeiten und sich solistisch freispielen darf.

Der gesamte Verlauf des Albums weckt beim Hören das Gefühl, dass sich die Musiker langsam warm spielen, dabei immer intensiver in Fahrt kommen und neben der anfänglich dominierenden akustischen Momente verstärkt auch auf die elektrischen setzen. Es jazz-rockt so gesehen immer mehr bis dann auf „Mustard“ das Saxofon von rockigen Gitarren-Riffs und fetter Hammond B3-Orgel auf Kurs gebracht wird. Das ist feurig-scharfer Senf, der uns hier geboten wird, sodass wir uns mit dem verträumt-akustischen „Numinous“ wieder ein wenig entspannen dürfen, bis uns das härteste und zugleich stärkste Jazz-Rock-Feuerwerk, der unzweifelhafte Höhepunkt des Albums, mit „Bridge Scandal“ noch erwartet. Wahnsinnig geil verzerrte Gitarre trifft auf fast an VAN DER GRAAF gemahnendes Saxofon, den Bass eines JACO PASTORIUS und pfeffrige Tasten-Einlagen.

In den beiden letzten Stücken wird es dann wieder ruhiger und „Mine Is Yours“ hinterlässt fast einen melancholisch-wehmütigen Eindruck, so als würde uns unser CD-Player mitteilen: „Ach, das ist aber schade und traurig, dass diese feine CD schon zu Ende ist!“
Zum Glück gibt es ja eine Repeat-Taste.

FAZIT: Über 25 Jahre lang beeindruckt der zurückhaltende, aber dadurch wohl um so bessere Gitarrist PETE McCANN mit seinem Können die New Yorker Jazz-Szene. Nun ist es höchste Zeit für ihn, endlich auch in Europa Fuß zu fassen. Mit „Range“ sollte ihm das zweifellos auch gelingen!

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.11.2015

Tracklist

  1. Kenny
  2. Seventh Jar
  3. Realm
  4. To The Mountains
  5. Mustard
  6. Dyad Changes
  7. Numinous
  8. Bridge Scandal
  9. Rumble
  10. Mine Is Yours

Besetzung

  • Bass

    Matt Clohesy

  • Gitarre

    Pete McCann

  • Keys

    Henry Hey

  • Schlagzeug

    Mark Ferber

  • Sonstiges

    John O’Gallagher (Saxofon)

Sonstiges

  • Label

    Whirlwind Recordings

  • Spieldauer

    62:12

  • Erscheinungsdatum

    02.10.2015

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