Achtung, Achtung - jetzt wird‘s gruselig!
„In The Light Of A Sinking Sun“ ist Musik wie aus einem schaurigen, durchgängig beängstigenden Horror-Film, bei dem in jeder Ecke das Grauen lauert. Es beginnt schon mit der ruhig-bedrohlichen Stimmung samt Rabengekreische und markerschütterndem Frauenschrei in „Hekseprosessen I“, setzt sich mit einer schrecklichen Verfolgung dieser Frau durch den Wald (Zumindest hört es sich ganz ähnlich an!) auf „Hekseprosessen II“ fort und endet mit einem nicht post-mortalem, sondern post-rockigen Abgang aus akustischer Gitarre und Bass, dem wummernde Bässe, treibendes Schlagzeug, verzerrte Gitarren und beschwörerisches Growlen mit „Moon Ritual“ und „In The Light Of A Sinking Sun“ ein radikales Ende setzen.
Ein „Hexenprozess“ jedenfalls führt das als CD und limitierte LP erhältliche Album albtraumhaft ruhig ein und endet mit einer grauenhaften Doom-Sludge-Symbiose, die sich wohl konzeptionell mit Hexen-Verfolgung und -Verbrennung auseinandersetzt und dabei die härtesten musikalischen Metal-Metaphern auffährt. Natürlich wird dabei auch sehr oft geschrien, diesmal aber nicht mehr von der als Hexe Verfolgten, sondern von den beiden Sängern dieser norwegischen Brutalo-Rocker, die dem Sludge und Doom auf aggressive Weise huldigen und dabei ihre unerbittlichen Kreise ziehen. Ihre Mission ist klar und durch sie selbst in einem Interview definiert: „Gefüllt mit einer Leidenschaft für das Böse sind REPTILE MASTER aus Tromsø auf einer Mission - das Evangelium des Untergangs zu verbreiten.“
Und das gelingt ihnen mit dem musikalischen Kollateralschaden namens „In The Light Of The Sinking Sun“. Krachende, markerschütternde Gitarrenriffs, aber auch sorgfältige, ganz kurz gehaltene, ruhigere akustische Momente, mörderisch Bässe, die gleich von zwei Bassisten auf dem Album ausgelebt werden, sowie Gesänge zwischen Gut und Böse, Geschrei und Melodik, sowie ein permanent dazwischenfeuerndes Schlagzeug, das sich gerne auch der brachialen Rhythmik der mitunter komplex-verschachtelten Songs anpasst. Neben sich wiederholendem Brettern zählt auch Wechselhaftes, Düsternis Heraufbeschwörendes und sich gewitterartig Entladendes. „In The Light Of A Sinking Sun“ klingt wie die Reise durch eigene Albtraum-Landschaften, denen man ausgesetzt ist, ohne sich ihnen entziehen zu können.
Romantische Träumer lassen besser die Finger von diesen norwegischen Reptilien-Beherrschern, wer aber auf der Suche nach dem ganz großen Doom-Kick ist, welcher ihn in die mordsmäßige Musik-Kultur aus dem tiefschwarzen Norden katapultiert, der wird sich im Licht der sinkenden Sonne von REPTILE MASTER pudelwohl fühlen. Doch Vorsicht, des „Pudels Kern“ war bei Goethes „Faust“ Mephisto, bei diesem Album ist es ein nordisches Quintett aus zwei Gitarren, zwei Bässen, einem Schlagzeug und zwei Stimmen, die uns das musikalische Fürchten lehren! Und zwar auf hohem, weil eben so beängstigend authentischem Grusel-Niveau!
Der BLACK SABBATH ist eröffnet und REPTILE MASTER heizen ihm gehörig ein!
FAZIT: Doom & Sludge voller Schrecken, aber kein schrecklicher Doom & Sludge aus dem Land der Mitternachtssonne.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.10.2015
Nicolay Tufte Østvold, Rolf Ole Rydeng Jenssen
Nicolay Tufte Østvold, Rolf Ole Rydeng Jenssen
Markus Kjelstrup Andreassen, Øystein Midtgard Johansen
Steinar Haugan
Blues For The Red Sun / NoisOlution
38:38
23.10.2015