Kickstarter angeschmissen, Sänger Drew zurückgewonnen und ein neues Album mit Dalí-eskem Titel im Gepäck – Schwamm über die seit „Feathergun“ verstrichenen Jahre, RISHLOO sind wieder da, und zwar in Eigenregie.
Es war also doch noch nicht alles gesagt. Wie immer könnte man den Seattlern zwar vorwerfen, sie bildeten die Stile anderer Bands eher nach, anstatt selbst zu erfinden, nicht unähnlich zu SOEN erscheint dieser Umstand bei ihnen aber stets legitim, machen sie ihn sich doch auf bemerkenswerte Weise zu eigen. Die Alben „Eidolon“ und „Feathergun“ verband man noch mit den Sounds der Alternative-Allgemeingüter TOOL und DREDG. Letztere schimmern immer noch zwischen den Zeilen durch, erstere hingegen wurden durch einen deftigen Schlag THE MARS VOLTA ersetzt, der „Living As Ghosts With Buildings As Teeth“ zu einem dynamischen, kraftvollen Erlebnis macht – auch weil man sich die bei Bixler-Zavala & Co. stets mitschwingende Selbstreferentialität spart und deutlich weltoffener zu Werke geht. Ein Luxus vielleicht, den man sich nur befreit von Label-Vorgaben leisten kann.
Etwas einschmeichelnd zwar, mit Sicherheit schräg, aber nicht ganz verkehrt äußert sich ein Fan bei einem Online-Q&A gegenüber dem Sänger, als er ihm bestätigt, seine Stimme klinge „wie heiße Butter, die an der Porzellan-Arschritze einer griechischen Göttin hinabläuft“ – da kriegt nicht nur der Gekürte selbst Lust auf Popcorn. Immer noch ist der Stimmeinsatz über diverse Oktaven das bestimmende Merkmal bei RISHLOO. Insofern ergibt die Anlehnung an THE MARS VOLTA absolut Sinn und lässt die acht neuen Kompositionen bereits aus der Ferne schlüssig klingen. Aus der Nähe wiederum nimmt man dann die Feinheiten wahr, die das vierte Album besonders ausgefeilt und letztlich als Unikat erscheinen lassen.
Gillets markante, nie kopflose Gitarre jault regelmäßig mit Mailloux’ Stimme um die Wette und sorgt für Adrenalinschübe, die gleichermaßen gezielt verabreicht werden und doch eine surrealistische Wirkung ausüben, so etwa im richtungsweisenden „The Great Rain Beatle“ oder in „Winslow“. Die größten Momente hat das Album aber in der Ruhe. „Dark Charade“ gönnt sich einen sehr langsamen Spannungsaufbau, gipfelt schließlich in epische Bergsteigerei und wird dann von „Salutations“ abgelöst, bei dem Mailloux neue Seiten von sich selbst offenbart. Soul und R’n’B legt er in sein Organ und haut im unscheinbarsten Song vielleicht den größten Volltreffer heraus. Die neuen Ansätze werden kurz darauf in „Radio“ noch weiter ausgelotet. Spätestens hier werden dann auch sämtliche Referenzen ausgeblendet und das Album erreicht jene Ebene, auf der es seinen Mehrwert gegenüber den Vorgängern unter Beweis stellt.
FAZIT: RISHLOOs bislang eindringlichstes Werk. Die Mischung aus THE MARS VOLTA-Freakyness und düsteren Ambient-Moods ergibt eine berauschende Mischung, die gerade in Punkto Dynamik neue Akzente setzt. Es bleibt beim (zumindest subjektiv empfundenen) Langzeittrend: Jede Veröffentlichung übertrifft die vorherige.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.05.2015
Sean Rydquist
Andrew Mailloux
Dave Gillett
Jesse Smith
Eigenveröffentlichung / Just For Kicks
50:34
08.05.2015