In klassischer Quartett-Besetzung zollt der von uns geschätzte Samuel Blaser aktuell zu gleichen Teilen von ihm bewunderten Künstlern Tribut wie Respekt für eigene Kompositionen ab. Was alle Stücke auf "Spring Rain" eint, ist die instinktive Interaktion der beteiligten Musiker, welche das Hören zu einem wahrlich spannenden Vergnügen macht.
Zwei Stücke von Carla Bley sowie Jimmy Giuffres "Cry Want", "Scootin' About" und "Trudgin'" hat die Combo zwanglos wie respektvoll bearbeitet und nahtlos in Blasers eigens geschriebenes Material eingewoben. So klingt "Spring Rain" in sich rund und für ein "anspruchsvolles" Jazz-Album verblüffend kompakt, auch weil viele Stücke kurz wie prägnant sind.
Die abstrakten Melodien speziell von Giuffres Stücken überführt Blaser in seine nahezu unverkennbare Tonsprache, was eingedenk der unkonventionellen Arrangements beziehungsweise improvisatorischen Anlage einiger Passagen auf dem Album einen dezen avantgardistischen oder Free-Jazz-Charakter hervorkehrt. Bleys Schaffen steht dem Posaunisten aber genauso trefflich, sei es mit dem verschmitzten "Temporarily" oder dem elegischen "Jesus Maria".
Stimmungsmäßig herrscht gleichsam Vielfalt auf der Scheibe, ob mit dem im Verbund mit Kompagnon Lossing geschriebenen "Umbra" (finster) oder dem quirligen "Scootin' About", das ganz ohne Rhythmusgruppe funktioniert. Am Ende ist der Hörer der Gewinner.
FAZIT: Samuel Blasers aktuelles Album zeugt von Intelligenz im Treffen spontaner musikalischer Entscheidung, interessanten Inspirationsgebern hinter dem Künstler sowie unkonventioneller Virtuosität eines jeden zu hörenden Protagonisten. So etwas ist ein garant für spannenden Jazz beziehungsweise gegenwartsrelevante Musik allgemein.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.05.2015
Drew Gress
Russ Lossing
Gerald Cleaver
Samuel Blaser (Posaune)
Whirlwind / Indigo
49:19
24.04.2015