Der veröffentlichungs- und konzertfreudige Einzelkämpfer Pablo C. Ursusson aus Galizien treibt schon eine ganze Weile im Underground sein Unwesen und wird mit diesem Album hoffentlich mal bekannter. Man muss seinen mediterranen Folk mit proggiger Schlagseite nicht unmittelbar mögen, verfällt ihm aber nach einer Weile der Eingewöhnung, was sowohl an der gebotenen Handwerkskunst als auch am emotionalen Faktor liegt, den der Barde forciert.
Dabei spielt weniger die Tatsache eine Rolle, dass SANGRE DE MUERDAGO diese Platte der Großmutter des Kopfs widmen, sondern die traurige Melodieführung in vielen Momenten, deretwegen man Das Projekt durchaus Gruppen wie ANATHEMA anheimstellen könnte (höre das Duett "Xordas"), ohne dass sich die Stilistik direkt vergleichen ließe. Das beinahe tänzerische "O Conxuro" stellt andererseits verhaltene Lebensfreude in Aussicht, aber es ist auch nicht so, als würden SANGRE DE MUERDAGO einseitig Begräbnisstimmung vermitteln.
Das teils dröhnende "De Musgo e Pedra" (dank Nyckelharpa) steht dem sich wiegenden Titelstück gegenüber, während das lyrische Fast-Instrumental "Mensaxeiros do Pasado" ALCESTs Mittelphase (gerade wegen des Silbengesangs) anklingen lässt. Man muss gleichwohl generell eine Vorliebe für textarme Musik mitbringen, um mit "O Camiño Sas Mans Valeiras" warm zu werden, denn Ursusson schreibt keine klassischen Singer-Songwriter-Stücke, sondern wie angedeutet mit langem Atem wie im dem Artrock. Die Sprache dürfte nicht mehr exotisch anmuten, genauso wenig wie die hervorgekehrten Gefühle, die schlichtweg - das unterstellt der Rezensent mal frech allen Hörern - als universell wahrgenommen werden.
FAZIT: Diese idyllische, ländlich geprägte Musik mit dennoch kosmopolitischem Charakter und stark visueller Komponente wäre ein Thema für Prophecy/Auerbach gewesen; dessen ungeachtet versprüht "O Camiño Sas Mans Valeiras" Tragik und Lust am Leben zugleich, wie es im romanischen Kulturkreis eben zu typisch ist. Die Songs sind hochwertig, die Darbietung ist es ebenso, und man würde sich nach dem Hören der Scheibe gern ein Konzert der Formation ansehen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.07.2015
Pablo C. Ursusson, Emma Skemp, Georg Börner
Pablo C. Ursusson, Bubu
Emma Skemp
Emma Skemp (Flöte), Georg Börner (Nyckelharpa, Bratsche, Dulcimer)
SickManGettingSick
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21.07.2015