Das Debüt „Tears Of White Roses“ dieser Melodic Metaller nicht aus Frankreich (trotz des Bandnamens), sondern aus der Tschechischen Republik erhielt vor fünf Jahren Starthilfe einiger Szenegrößen. Trotz vorzeigbarem Ergebnis hat dies aber wohl keinen großartigen Erfolg gebracht oder ist der Name SEBASTIEN (die aus der zuvor länger aktiven Band NAVAR hervorgegangen sind) inzwischen weitläufig bekannt? Wohl nicht.
Nun folgt mit „Dark Chambers Of Déjà Vu“ Versuch Nummer zwei, und an der musikalischen Ausrichtung hat sich ebenso wenig geändert, wie an den Rahmenbedingungen. Soll heißen, es tauchen zur Verlockung erneut einige verdiente Sängernamen in der Gästeliste auf. Vordergründig wären das Tony Martin („Lamb Of God“), Zak Stevens („The Ocean“) und als weiblicher Part Aylin Giménez von SIRENIA („Last Dance At Rosslyn Chapel“). Deren aller Einsatz bleibt insgesamt aber äußerst überschaubar und beschränkt sich auf jeweils einen Song und dort auch nur als zweite Stimme. Kaum der Rede wert also und mehr Promo-Schein als Sein. Deutlich größer ist da der erneute Beitrag von Roland Grapow, der zwar auch nur einmal kurz zur Gitarre gegriffen hat (“My Deepest Winter”), aber dafür wie bereits beim Debüt für die Produktion verantwortlich ist.
Und der Einfluss des Ex-HELLOWEENer auf SEBASTIEN ist erneut unverkennbar, speziell Nummern wie „Frozen Nightingales“ und „Sleep In The Glass" weisen deutliche MASTERPLAN-Parallelen auf. Als weitere Eckpunkte im Melodic Metal der Tschechen mit Hang zum Symphonischen lassen sich Bands wie ROYAL HUNT, STRATOVARIUS und KAMELOT heranziehen, deren Fans von diesem ausführlichen Album (inklusive zweier Bonustracks über 63 Minuten) gewiss keine Albträume erleiden werden. Das Gute dabei: Obwohl bisweilen verstärkt geklimpert wird und der Pomp Einzug hält, wird es dessen nie zu viel, die Grenze zum Kitsch und zum Schunkelmetal nicht überschritten. Zudem ist der etatmäßige Sänger George Rain keine Heulboje, dafür ein guter, unaufdringlicher Frontmann mit Stärken im mittleren Bereich. Nun gut, die in zwei Songs („Stranger At The Door“, „Man In The Maze”) eingestreuten growligen Parts (von Sergey Baidikov von INNER FEAR) führen nicht nur gerade im Eröffnungstrack etwas auf die falsche Fährte, sie wirken auch zu aufgesetzt und nach „was können wir denn sonst noch Tolles mit einbauen“. Ansonsten hat die Band aber die richtige Balance gefunden, um stets die Ernsthaftigkeit zu wahren und kann gar mit einer gewissen Progressivität punkten.
FAZIT: Die Tschechen erscheinen immer noch nicht spektakulär am symphonisch schillernden Melodic-Metal-Firmament, sind aber ein kleiner Geheimtipp für Genre-Spezialisten.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.11.2015
Petri Kallio
George Rain
Andy Mons
Pavel “Dvorkys” Dvorak
Lucas R.
Pride & Joy Music
63:12
25.09.2015