Angesichts deflationär aus dem Boden sprießender „Super-Groups“ muss man heutzutage mehr denn je genau hinschauen und -hören, um den geschäftsmäßig aufgezogenen Extra-Musikdienst nach Vorschrift vom leidenschaftlich getriebenen Vortrag zu unterscheiden. Alleine die Auflistung bekannter Musikernamen oder die romantische Vorstellung, dass es sich bei einer Band tatsächlich um sechs Freunde handelt, reicht da schon lange nicht mehr aus.
Was das mit SERIOUS BLACK zu tun hat? Nun, angesichts der Tatsache, dass sich hier gestandene Musiker wie Roland Grapow (MASTERPLAN, Ex-HELLOWEEN), Thomen Stauch (Ex-BLIND GUARDIAN) oder Urban Breed (Ex-TAD MOROSE, Ex-BLOODBOUND) zusammen getan haben, wird man schnell misstrauisch, dass es sich um ein weiteres, seelenloses 08/15-Projekt handeln könnte – auch wenn das Plattenlabel von echten, langjährigen Freundschaften der Musiker untereinander zu berichten weiß. Rund 30 Hördurchgänge des Debütalbums „As Daylight Breaks“ später wird klar: Hier ist tatsächlich eine Band, eine Einheit aktiv, kein Projekt, das nur der Überbrückung von Einkommenslücken in tourlosen Zeiten der Hauptband (so denn vorhanden) dient.
Von der ersten Sekunde des rasanten Openers „I Seek No Other Life“ bis zum ebenso rasanten Schlussakkord „Older And Wiser“ wissen SERIOUS BLACK, den Zuhörer in den Bann zu ziehen – und zwar mit authentischem, melodischem Heavy Metal, der sich in der Schnittmenge von Bands wie MASTERPLAN, HELLOWEEN (im Andi-Deris-Format), KAMELOT oder MOB RULES bewegt und durch unaufdringliche, aber nachhaltige Melodien („High And Low“, „Sealing My Fate“, „Setting Fire To The Earth“), herrlich kitschige Balladen („As Daylight Breaks“), exotische Melodien („Akhenaton“) oder einfach durch Pfeffer im musikalischen Hintern („I Seek No Other Life“, „My Mystic Mind“, „Older And Wiser“) auszeichnet.
An der einen oder anderen Stelle wird Keyboarder Jan Vacik vielleicht ein wenig zu viel Platz eingeräumt, wäre eine dezentere Dosen-Orchestrierung wünschenswert und angesichts der Klasse des Songwritings auch gar nicht anders erforderlich, doch unter dem Strich bietet „As Daylight Breaks“ eine knappe Dreiviertelstunde besten Melodic Metal, dem man auf der einen Seite anhört, dass die Musiker wissen, was sie da tun und eine ganze Schubkarre voll Erfahrung mitbringen, der aber auf der anderen Seite voller Spielfreude und Enthusiasmus sprüht. Nicht jeder Song ist ein Volltreffer, doch wer versierte Musiker wie Schlagwerker Thomen Stauch, Saitenhexer Roland Grapow und insbesondere Urban Breed, einen der besten Sänger des gesamten Melodic-Metal-Kosmos, in seinen Reihen weiß, der kann auch mal etwas belanglosere Momente überbrücken.
FAZIT: Tolle Melodien, starke Songs, ein überragender Sänger: Wer auf oben genannte Bands steht, kann sich „As Daylight Breaks“ bedenkenlos zulegen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.01.2015
Mario Lochert
Urban Breed
Roland Grapow, Dominik Sebastian
Jan Vacik
Thomen Stauch
AFM Records
41:42
16.01.2015