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Steven Wilson: Hand. Cannot. Erase

Stil: Progressive Rock

Cover: Steven Wilson: Hand. Cannot. Erase

Bitte beachtet auch unser <a href="http://www.musikreviews.de/artikel/Steven-Wilson-Hand-Cannot-Erase-Massen-Review-115/">STEVEN WILSON Massen-Review</a> unter den Kolumnen!

Mit "Insurgentes" als Soloprojekt ins Leben gerufen, mit "The Raven That Refused To Sing (And Other Stories)" jedoch zum beständigen Bandgefüge gereift, folgt mit "Hand. Cannot. Erase." der vierte Longplayer unter dem Banner STEVEN WILSON. Stellte der Vorgänger gemäß dem Titel noch eine Ansammlung von Kurzgeschichten dar, so widmet sich Wilson diesmal erneut seiner Vorliebe für Konzeptalben. Thematisch behandelt er dabei die tragische Geschichte einer mitten im Leben stehenden Frau, deren plötzlicher Tod trotz aktivem sozialen Umfeld für über zwei Jahre unentdeckt blieb. Auf "handcannoterase.com", einem eigens eingerichteten Blog, finden sich diverse fiktionale Tagebucheinträge der Protagonistin und liefern Interessierten reichlich zusätzliches Futter zu einem ohnehin außergewöhnlichen Hörerlebnis.

Doch wie jedes Album des umtriebigen Briten wird auch Album Nummer vier sich einer zentralen Herausforderung stellen müssen: der Erwartungshaltung. Wer also davon ausgeht, dass "Hand. Cannot. Erase." das metaphorische Rad progressiver Musik neu erfindet oder ohnehin der Meinung ist, dass die stets angeführten - und auch diesmal nicht von der Hand zu weisenden - Parallelen zu KING CRIMSON und Co. niemals dem Original das Wasser reichen können, dem wird es erneut nicht an Ansatzpunkten für Kritik mangeln. Auch diverse Selbstreferenzen, sei es zu BLACKFIELD, NO-MAN oder gar PORCUPINE TREE, werden aufmerksamen Hörern kaum entgehen. Die Prämisse lautet daher anno 2015 nicht Innovation, sondern Perfektion. Seine ganz persönliche Erfolgsformel scheint STEVEN WILSON inzwischen gefunden zu haben, nun kann zum Feinschliff angesetzt werden, den es keineswegs mit Stagnation zu verwechseln gilt.

Dies beweist ohne Umschweife das eröffnende Doppel "First Regret" / "3 Years Older", das mit der Atmosphäre von "Insurgentes", der Experimentierfreude und dem elektronischen Einschlag von "Grace For Drowning" und der individuellen Klasse der auf "The Raven That Refused To Sing (And Other Stories)" hinzugewonnenen Mitmusiker all die mit der Zeit angesammelten Stärken zu einem homogenen und vor Dynamik nur so strotzenden Ganzen vereint. Dynamik ist auch das Stichwort für das Arrangement der formal elf, tatsächlich jedoch eher acht Stücke des Albums, wodurch all diese wohl durchdacht positioniert und damit geschickt in Szene gesetzt werden. So folgt beispielsweise auf das eröffnende Prog-Feuerwerk konträr der fast schon poppig anmutende Titeltrack.

Besondere Beachtung verdient jedoch das elektronisch geprägte "Perfect Life", das sich gewissermaßen als Herzstück des Albums entpuppt. Hier zeigt sich nicht nur wie perfekt die Symbiose aus Musik und Konzept ausfallen kann, sondern offenbart zugleich auch unweigerlich den einzigen nicht hinwegzudiskutierenden Kritikpunkt des Albums. Denn Abseits dieses Tracks und der überraschend spärlich gesäten Vocals durch Gastsängerin Ninet Tayeb, ist vom Konzept herzlich wenig zu spüren. Womit man wieder beim Thema Erwartungshaltung angelangt wäre, die hier im Vorfeld bewusst geschürt und resümierend schlicht nicht erfüllt wird.

FAZIT: Legt man es darauf an, so finden sich auch auf "Hand. Cannot. Erase." Kritikpunkte. Rein musikalisch betrachtet suchen die elf Stücke jedoch in Sachen Komposition, Produktion und Umsetzung ihresgleichen. Besonders die Fülle an Details und Wilsons unvergleichliches Gespür für Sounddesign führen mehr als einmal zu beinahe ungläubigem wie ehrfürchtigem Kopfschütteln. Und auch wenn STEVEN WILSON die große Innovation schuldigt bleibt, so verdient sich dieses Werk dennoch ohne jeden Zweifel das Prädikat "zeitlos" und reiht sich damit mühelos an der Spitze des Schaffens unter diesem Banner ein.

Punkte: 15/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.02.2015

Tracklist

  1. First Regret
  2. 3 Years Older
  3. Hand Cannot Erase
  4. Perfect Life
  5. Routine
  6. Home Invasion
  7. Regret #9
  8. Transience
  9. Ancestral
  10. Happy Returns
  11. Ascendant Here On…

Besetzung

  • Bass

    Nick Beggs, Steven Wilson

  • Gesang

    Steven Wilson, Ninet Tayeb

  • Gitarre

    Guthrie Govan, Steven Wilson

  • Keys

    Adam Holzman, Steven Wilson

  • Schlagzeug

    Marco Minnemann

  • Sonstiges

    Steven Wilson (Mellotron), Nick Beggs (Chapman Stick), Adam Holzman (Klavier), Theo Travis (Flöte, Saxophon)

Sonstiges

  • Label

    Kscope/Edel

  • Spieldauer

    65:44

  • Erscheinungsdatum

    27.02.2015

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