Hauptamtlich ist TAKAAKIRA „TAKA“ GOTO Gitarrist bei MONO, der vorzüglichen japanischen Postrock-Band. Weder die Gitarre noch Post-Rock, mit Ausnahme des Stückes „Emptiness Corridor“, spielen eine Rolle auf GOTOs erstem Soloalbum. Dessen Stücke allesamt aus dem Jahr 2003 stammen, infolge der zeitaufwendigen Arbeit mit MONO, liegen blieben und erst jetzt, nur dezent klanglich und produktionstechnisch aufgehübscht, das Licht der Welt erblicken.
GOTO spielt cineastisch und elegisch auf, gibt seinem Tastenarsenal viel Raum zum Wogen, ergänzt um künstliche und echte Geigen sowie Loops und Samples. Rumpelnde Rhythmen und (dezente) Störgeräusche sorgen für ein Aufbrechen des melancholischen Gesamteindrucks, rücken „Classical Punk And Echoes Under The Beauty“ sachte von der Chill-Out-Zone Richtung japanischen Geistergrusel. Allerdings ohne je in allzu bedrohliche, erschreckende Sphären abzudriften, dafür ist das Werk seinem pulsierenden Wohlklang zu sehr verpflichtet.
Manchmal zeichnet GOTO am Klavier traurige Figuren, die von einer schluchzenden Violine verstärkt werden. Der Schlusstrack wird beherrscht von rückwärtslaufenden Bandmaschinen und sendet Grüße vom kleinen Mann von einem anderen Planeten. Könnte zumindest so sein. Klanglich besitzt das knapp vierzigminütige Werk mitunter eine leicht blecherne Lo-Fi-Qualität, die dafür sorgt, dass sphärische Klänge nicht allzu schwerelos abheben. Richtig wild oder gar zuckend ekstatisch unter hochaufgetürmten und zusammenbrechenden Soundwänden wird es nie. Mit Punk, wie der Titel suggeriert, hat das Album ebenfalls nichts am Hut. Es sei denn, der Punk ist ein mittels Zeitmaschine geflüchteter Spätromantiker, der sich nach sanftem Wellenschlagen ans Ufer der nicht von Öl verseuchten See sehnt.
FAZIT: TAKAAKIRA „TAKA“ GOTO hat mit seinem Debüt einen fiebrig, dunklen Soundtrack zu einem imaginären Film produziert, der sich auf dem schmalen Pfad zwischen trauriger Love-Story und sanftem Horror bewegt. Nicht zu verstörend, um kuschelige Stunden in eine Geisterbahnfahrt zu verwandeln, aber schon mit kleinen Spitzen, die ein beduseltes Wegdämmern verhindern. Neben einigen Höhepunkten („Till The Night Comes”) macht sich zwischendurch auch ein wenig Gleichklang breit. Insgesamt aber ein stimmungsvolles Album und mehr als eine Fußnote zum exzessiveren MONO-Kulturschaffen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.06.2015
Takaakira "Taka" Goto
Takaakira "Taka" Goto
Pelagic Records
39:48
27.04.2015