Seit ihrer Gründung vor gut zehn Jahren haben die vier musikalischen Jungs aus Australien eine gehörige Entwicklung hingelegt, die heutzutage bei den meisten Bands eher umgekehrt zu beobachten und im Grunde eher positiv als negativ zu werten ist. Denn im Jahr 2004 begannen TANGLED THOUGHTS OF LEAVING als Prog-Band mit ausgiebigen Gesangseinlagen. Heute nun stehen sie als abgefahrene, rein instrumentale Post-Rock-Band mit jeder Menge Math- und Jazz-Core-Einschüben da und erinnern deutlich an die frühen MOGWAI.
Im Gegensatz zu vielen „typischen“ Post-Rock-CDs stehen allerdings nicht die sich in unendliche Höhen erhebenden brazenden Gitarrenwände im Mittelpunkt, sondern eher ein klassisch anmutendes Piano, welches die manchmal etwas zu ausufernden Bombastereien wieder zurück auf den akustischen Boden der schwarzen und weißen Tasten holt, wobei das beste Beispiel das dreizehnminütige „Shaking Off Futility“ darstellt. Entspannte Piano-Akustik duelliert sich in gewissen Momenten regelrecht mit wilden, experimentellen Schlagzeug- und Gitarren-Eskapaden.
Die Band aus Perth lässt sich für ihre fünf Instrumentals, die sich allesamt zwischen 10 und 18 Minuten bewegen, viel Zeit, damit sich jedes einzelne entwickeln kann und neben ergiebigen, fast krachigen Ausbrüchen auch seine entspannten, ruhigen Momente erhält. Doch auch hier liegt der Teufel mal wieder im Detail - und dieses nennt sich Eintönigkeit oder abwechslungsarme Wiederholung. Aufbau und Struktur aller Longtracks ähneln sich auffällig und was anfangs als experimentelle Wucht erscheint, erschöpft sich am Ende in wuchtigem Experimentalismus, der auch Noise- und Doom-Elemente einbezieht, aber nicht wirklich auf Dauer überzeugt. Hört man sich den längsten Track „Downbeat“ einmal sehr genau an, so wird man in den anderen vier Titeln auch immer wieder einzelne Momente des fast 19 Minuten langen Klangspektakels erkennen, die leider zu oft auch in eruptivem, experimentellem Krach münden. Selbst die immer wieder überraschend auftauchenden Samples wirken in „Yield To Despair“ ein wenig verloren.
FAZIT: Auf „Yield To Despair“ huldigen TANGLED THOUGHTS OF LEAVING den frühen, noch extrem abgefahrenen MOGWAI, wobei sie trotz all ihrer Experimentierfreude einige ihrer sich musikalisch wiederholenden Mini-Epen durchaus kürzer hätten gestalten können. Vielleicht wäre die Musik so spannender ausgefallen, statt wie in diesem Falle manchmal zu sehr an den Nerven des Hörers zu zerren.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.05.2015
Luke Pollard
Andrew McDonald
Ron Pollard
BeHn Stacy
Luke Pollard (Samples), BeHn Stacy (Noise)
Bird’s Rope Records
69:28
17.04.2015