Er ist nicht tot zu kriegen, der Metalcore, und TEAR OUT THE HEART spielen ihn genau so, wie man es tut, wenn man sich anscheinend absichtlich von allen Seiten angreifbar macht. Das zweite Album der Gruppe aus Missouri, strotzt vor vorhersehbarem Hart-Zart, wurde klinisch sauber produziert und im Studio kräftig manipulier, geizt nicht mit bemühter Emotionalität und bewusst poppigen Refrains.
Wenn gar nichts geht, geht Stakkato, denn anständige Melodien kriegt die Band allenthalben gesanglich hin (gerne auch mit geistlosem "oh oh"), aber keiner ihrer beiden Gitarristen schafft es für sich, und das Keyboard im Hintergrund fettet dieses AutoTune-Fest lediglich an. TEAR OUT THE HEART können wüten, wie sie möchten: Sie klingen labbrig statt hart, und dass sie sich um abwechslungsreiche Songs bemühen, verhindert die offensichtlichen Hits, mit denen andere eine Menge verkaufen.
Davon abgesehen, dass der Markt in Deutschland sowieso kleiner für diesen Sound ist, möchte man sich einfach nicht in die Bilder- und Ideenwelt der Band einfinden. Ist diese White-Trash-Aggression etwas spezifisch Amerikanisches? Keine Ahnung, aber "Dead, Everywhere" lässt die Seele völlig kalt und spricht auch den Freund von musikalischem Einfallsreichtum nicht an. Die zerfahrenen Parts klingen genau so - zerfahren -, und die gewollt eingängigen Momente lassen sich als solche plump durchschauen.
FAZIT: Mit anderen Worten bieten TEAR OUT THE HEART von vorne bis hinten vorhersehbaren Metalcore mit elektronischem und poppigem Versatz, wie man ihn etwa von ASKING ALEXANDRIA wesentlich spritziger kennt, und diese Indie-Refrains im Brutalo-Gewand gehen einfach gar nicht.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.02.2015
Isaac Etter
Tyler Konersman
Josh Spohr, Matthieu Murphy
Matt Epstein
Victory / Soulfood
48:12
30.01.2015