Achtung, Stereotypen: All-Girl-Band, straighter Rock aus Glasgow im Fahrwasser bekannter Namen … THE AMORETTES befassen sich textlich mit den üblichen Nichtigkeiten, begonnen bei Selbstbezügen bis hin zu Rebellen-Klischees und dem schnöden Mammon alter wie neuer Zeiten. "Game On" verfügt aber über genügend musikalische Substanz zwischen Straßenköter-Sound und frühem Briten-Metal, um dauerhaft zu bestehen.
Das Trio ist definitiv mehr GIRLSCHOOL und RUNAWAYS, als sich mit allerlei gecastetem Zeug und Bubblegum-Mädchen aufzuhalten, die mit Ach und Krach Gitarren in der Hand halten dürfen. "Game On" lässt hören, dass die Protagonistinnen ihr Handwerk bei den "richtigen" Vorbildern gelernt haben und ist keine Pop-Punk-Platte im Rock-Kostüm von H&M. Selbstverständlich benötigt man keinen Doktortitel, um das Album zu mögen, denn THE AMORETTES haben Hits im Akkord geschrieben, deren erster "Fire At Will" ist, gefolgt vom an TWISTED SISTER erinnernden "Hot And Heavy" und dem ebenfalls forschen "Son Of A Gun". Die Energie der Scheibe nimmt sofort für die Band ein und hält bis zuletzt an, auch wenn sich die drei Finaltracks ein wenig wiederholen.
Andererseits stinken auch die langsameren Tracks nicht ab, wovon etwa das pumpende Doppel aus "Daddy's Got Money" und "Get What's Coming" zeugt, nicht zuletzt dank der verspielten wie ruppigen Gitarrenarbeit von Frontfrau Gill (geiles Solo in "Shoot From The Hip"), deren Stimme wie jene ihrer Begleiterinnen gleichwohl mehr Charisma vertragen könnte.
FAZIT: Wenig Schatten, viel Licht und schlicht unverkrampfter Spaß ist auf "Game On" zu hören, einem typischen, straighten Rock-Album von Power-Frauen, die sich nicht krampfhaft zu solchen stilisieren müssen, denn ihre Musik spricht für sich selbst.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.03.2015
Heather
Gill
Gill
Hannah
Off Yer Rocka / Cargo
37:23
27.03.2015