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Trauma: Rapture And Wrath

Stil: Heavy Metal/Power Metal

Cover: Trauma: Rapture And Wrath

Es gibt tragische Geschichten, es gibt tragische Karrieren – und es gibt TRAUMA. Sollte man wirklich mal die Chance haben die Gründungsmitgliedern Donny Hillier und Kris Gustofson vors Mikro zu bekommen, tut ihnen den Gefallen und fragt nicht nach Cliff Burton. Sie werden es euch auf jeden Fall danken, doch auch bei den Alternativfragen sollte man reichlich Fingerspitzengefühl beweisen. „Warum habt ihr euch wiedervereinigt?“ und „Warum habt ihr eine neue Scheibe aufgenommen?“ sind berechtigt, aber zu langweilig und bei Fragen nach den Songs sollte lieber auf die Texte eingegangen. Die sind zwar auch nicht sonderlich originell, aber immer noch besser als die Musik.

Es ist schon traurig, dass die Jungs aus der Bay Area häufig nur im Zusammenhang mit dem METALLICA-Bassgenie Burton in Verbindung gebracht werden. Noch trauriger ist es allerdings, dass das nicht von ungefähr kommt. Zwar spielte Cliff den Viersaiter lediglich für das erste TRAUMA-Demo ein, welch großen Einfluss der Mann auf die Band hatte, zeigt sich allein schon an ihrer Auflösung im Jahr 1985. Bis dahin hatten die Kalifornier noch ein Demo und ihr Debütalbum abgeliefert, die den Aufnahmen mit Burton nicht das Wasser reichen können.

Vor zwei Jahren, also nach 28 Jahre Pause, entschlossen sich Donny und Kris die Band zu reaktivieren und engagierten Kurt Fry für die Gitarren- und Steve Robello für die Bassarbeit. Es verwundert jedoch trotzdem, dass TRAUMA auf dem neuen Album völlig anders klingen. Nichts ist vom Speed Metal der Anfangstage geblieben, es dominiert Power Metal US-amerikanischer Prägung, der ab und an sogar in Richtung Doom tendiert. Ob es an der Altersmilde liegt oder einfach nur an der Angst, die schnellen Stücke live nicht mehr stemmen zu können? Aber „Rapture And Wrath“ fehlt noch eine Menge mehr.

Wie schon angedeutet, ist einfach kein roter Faden zu erkennen. Wäre da nicht die Stimme Donny Hilliers, dann wäre die Annahme, es handle sich um eine Compilation, gar nicht so unangebracht. ‚Heart Of Stone‘ und ‚When I Die‘ gehören zu den flotteren Stücken, Power hört sich aber anders an, ‚Pain‘ soll wohl irgendetwas Epischem huldigen, bleibt aber belangloses Stückwerk mit unpassendem IRON MAIDEN-Mittelstück und ‚The Walking Dead‘ hört sich auf einmal an wie langweilige BLACK LABEL SOCIETY. Der Rest ist nicht nur was die Songtitel angeht eine uninspirierte Aneinanderreihung von allerlei Metaltrademarks, die höchstens in ihrer Inkonsequenz konsequent bleibt.

TRAUMA bemühen sich hörbar um große Momente und wollen mit der eigenen Vergangenheit abschließen, entwickeln aber keinen eigenen Sound, keine Spannung und keinen Charme. Abwechslung verkehrt sich in Planlosigkeit, epische Länge wird zu Langeweile und nach 52 Minuten wirrem Gedudel lockt einen rein gar nichts auf Repeat zu drücken. Und dann wäre da noch Donny Hilliers Stimme, die laut Promotext irgendwo zwischen Geoff Tate und Bruce Dickinson angesiedelt sein soll, einem aber mit jeder zusätzlichen Minute mehr auf die Nerven geht. Seine Leistung hat wenig mit der intendierten Dramatik und Klasse zu tun, sondern ist einfach unterirdisch. Einzig die Soli von Kurt Fry können als solide bezeichnet werden, doch bei so wenig Songwritingtalent und unglücklichen Performances hilft auch das Wissen um die tragische Geschichte der Band nicht, um das Album auch nur ansatzweise schön zu reden. Zeitverschwendung bleibt Zeitverschwendung.

FAZIT: TRAUMA ohne Cliff Burton, das war schon Mitte der 80er nicht berauschend, aber was sie 30 Jahre später von einem Comeback überzeugt hat, wissen sie wahrscheinlich selbst nicht so genau. „Rapture And Wrath“ ist nämlich nicht einfach nur langweilig und belanglos, die 52 Minuten Musik wirken wirr zusammengesetzt, sind langweilig, nichtssagend, nervtötend und einfach so schlecht, dass man sich um seine Lebenszeit betrogen fühlt. Ohne dieses unnötige und schauderhafte Reunion-Kapitel wäre die Karriere TRAUMAs wenigstens noch als tragisches Missverständnis in die Geschichtsbücher eingegangen. Jetzt darf man ohne Umschweife von einer Farce sprechen.

Punkte: 3/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.02.2015

Tracklist

  1. Heart Of Stone
  2. When I Die
  3. The Long Way Home
  4. Pain
  5. The Walking Dead
  6. Kingdom Come
  7. Egypt
  8. Under The Lights
  9. Don't Tread On Me
  10. Too Late

Besetzung

  • Bass

    Steve Robello

  • Gesang

    Donny Hillier

  • Gitarre

    Kurt Fry

  • Schlagzeug

    Kris Gustofson

Sonstiges

  • Label

    Pure Steel Records

  • Spieldauer

    52:24

  • Erscheinungsdatum

    27.02.2015

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