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Unantastbar: Hand aufs Herz

Stil: Deutschrock

Cover: Unantastbar: Hand aufs Herz

Lassen wir den politischen Diskurs hier wieder weitgehend außen vor, denn darüber zerreden sich beinharte Antifaschisten wie Anhänger von FREI.WILD, KRAWALLBRÜDER oder eben UNANTASTBAR die Mäuler, wobei beide Parteien vornehmlich subjektiv motiviert sind und dementsprechend übers Ziel hinausschießen. Die Wahrheit über die Menschen hinter der Musik dürfte irgendwo in der sprichwörtlichen Mitte liegen; ob das auch die ideologische ist, darf man ob der Seilschaften der Macher glauben oder nicht, für die Wichtigkeit bzw. Unerheblichkeit ihrer Lieder und Alben spielt das keine Rolle, und darum geht es auf dieser Seite. Das neue Album dieser Südtiroler oder Werke anderer Bands aus dem entsprechenden Nimbus hier totzuschweigen würde jeglichem Sinn entbehren, denn so harmlos, wie nicht nur "Hand aufs Herz" inhaltlich ist, sind viele Platten gerade aus dem extremen Bereich nicht, die Musikreviews besprechen.

So, das wäre das, falls jemand eine Recht(!)fertigung erwartet hat. Der Stein des Anstoßes ist UNANTASTBARs vierte Scheibe, die mit dem zehnten Geburtstag der Gruppe zusammenfällt und voraussichtlich in den Charts einschlagen wird. "Hand aufs Herz" bietet nämlich alles, was den Schlosserlehrling aus Groß Schierstedt in Sachsen-Anhalt durch den drögen Arbeitsalltag und vor allem die alkoholseligen Wochenenden bringt. Gemeine Klischees? Klar, aber nicht nur diese Band legt es doch darauf an mit der ewig gleichen Bildersprache von Frakturschrift über Tätowierungen bis zu Totenschädeln. Die Musik selbst steht dem im Guten wie Schlechten in nichts nach.

Viele der aktuellen Pathos-Schlager sind mit ihren "Oh"-Chören und einer zweifellos knalligen Produktion (die Bassgitarre ist nicht nur Makulatur) völlig austauschbar untereinander, seien es "Bis nichts mehr bleibt" und die aufgesetzt aufmüpfige Nostalgie-Geschichte "Wo bist Du hin?" oder gleich mehrere Stücke, mit denen UNANTASTBAR ihre Außenseiter-Klientel kollektiv in den Arm nehmen ("Ich bin bei Dir", tausendmal gehörter Poprock im Achtel-Stechschritt, "Ich bin Freund, ich bin Feind").

Die wenig spritzigen Texte zeugen dabei genauso wie der strikt konservativ Biedermann-punkige Unterboden vom nicht vorhandenen Weitblick der Macher, denen man über ihr "künstlerisches" Anliegen hinaus unterstellen darf, was man möchte; ihre Tonerzeugnisse sind objektiv gesehen schlicht unerheblich, tun nur Totalspießern weh (derer es wohlgemerkt immer noch genug gibt, und zwar beiderseits des Weißwurstäquators) und gehören deshalb links liegengelassen.

FAZIT: Gebt der Meute, was sie braucht: UNANTASTBARs aktuelles Album ist eine labbrige Rock-Nummer voller Stereotypen und trivialisiert wie die ganze Generation der neuen Deutschtümler im Grunde genommen das Schaffen von BÖHSE ONKELZ, was auch immer man von den Frankfurtern halten mag; sie waren immerhin wenigstens auf ihrem ersten Karriereweg authentisch, und das hier sind possierliche Abziehbildchen. So, jetzt könnt ihr mit der Gesinnungsprüfung weitermachen …

Punkte: 6/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.12.2015

Tracklist

  1. Ihr könnt mich alle mal
  2. Ich bin bei dir
  3. Für immer
  4. Bis nichts mehr bleibt
  5. Wir sind eins
  6. Wo bist Du hin?
  7. Solange unser Herz noch schlägt
  8. Gerader Weg
  9. Ich bin Freund, ich bin Feind
  10. Sehnsucht
  11. Alles was zählt
  12. Dein Leben, Deine Regeln, Dein Gesetz
  13. Noch einmal - Scheißegal
  14. Verraten und verkauft
  15. Fackel im Sturm

Besetzung

  • Bass

    Mathias „Spitzi“ Speranza

  • Gesang

    Joachim „Joggl“ Bergmeister

  • Gitarre

    Christian Heiss

  • Schlagzeug

    Florian „Schkal“ Wieser

Sonstiges

  • Label

    Rookies & Kings / Soulfood

  • Spieldauer

    55:38

  • Erscheinungsdatum

    08.01.2016

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