Manchmal offenbart sich die Qualität eines Albums erst nach Monaten. So muss der Schreiber dieser Zeilen unumwunden zugeben, dass das Vorgängerwerk "Mind Control" von UNCLE ACID & THE DEADBEATS sich über Monate auf dem Stick im Auto befand, in guter Gesellschaft mit BEASTMILK und KREATOR, denen eine ähnlich lange Verweildauer im digitalen Vorratsbehälter vergönnt war.
Die vier Briten offenbaren sich auch auf dem aktuellen Album „The Night Creeper“ als Magier, die durch monotones Wiederholen von melodischen düsteren Riffs, die den „Doom“ der Siebziger gerne zitieren, den einen oder anderen Ohrwurm zaubern. Die tragenden Grundriffs werden im Laufe der recht langen Songs marginal variiert, aber gerade genug, um keine Langeweile aufkommen zu lassen, mal bricht der Bass aus, mal legt eine Gitarre ein Solo in den Hintergrund. Das Verblüffende dabei ist, dass man schon so ohne den prägnanten Gesang einen extrem hohen Wiedererkennungswert erreicht. UNCLE ACID & THE DEADBEATS bedeutet stetiger ruhiger beinahe poppiger Fluss ohne offensichtliche Gewaltausbrüche, aber unter der Oberfläche gärt es düster und bedrohlich. Aber während viele Bands auf der nächtlichen Spaziergang auf dem Friedhof die Gruften aufbrechen, zieht es UNCLE ACID & THE DEADBEATS eher zu den bekifften Hippies, die zwischen den Grabsteinen tanzen.
Was UNCLE ACID & THE DEADBEATS aber das Sahnehäubchen aufsetzt, ist der hohe unaufgeregte Gesang des Säureonkels persönlich, der lässig seine dunklen Geschichten erzählt. Zum Glück versucht er sich nicht als 72341. Ozzy-Abklatsch, sondern orientiert sich eher am Werk der Beatles. Bei „Inside“ und „Melody Lane“ fühlt man sich unweigerlich an die Herren Lennon/McCartney erinnert, deren prägnante Gesanglinien zumindest unbewusst Pate gestanden haben dürften.
FAZIT: Viertes großes Album von UNCLE ACID & THE DEADBEATS, der langsam aber sicher im Mainstream ankommen sollte. Bei seiner eigentümlichen Mischung aus Düstersound und Psychedelic-Unterton wäre er dort aber sicher ein belebendes Element.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.09.2015
Dean Millar
K.R. Starrs
K.R. Starrs, Yotam Rubinger
Itamar Rubinger
Rise Above Records
53:54
04.09.2015