Das Klangbild erweitert und gewonnen, ohne sich selbst komplett zu häuten - so kann man die Stoßrichtung von VALBORGs bereits fünftem Alben auf den Punkt bringen. Der Bonner Haufen setzt diesmal zu gleichen Teilen auf bleierne Riffs sowie Keyboards zwischen Kirchenorgel und Weltraum-Ambient, während der reine Death Metal hintansteht. Dass das Ganze dennoch rabenschwarz bleibt, ist wohl müßig zu erwähnen.
Die Texte der Band changieren weiterhin fortwährend im Dreieck Tiefsinn, fäkalische Direktheit und Genre-Tradition, während man die Musik in den 1990ern vermutlich unter Gothic Metal eingeordnet hätte - und heute würde "Romantik" dann als vergessener Klassiker gelten, denn hat man sich in die wie gewohnt sperrigen Stücke eingefunden, gerät man in Verzückung und bekommt nicht genug von diesen karg monotonen und dennoch irgendwie erhaben opulenten Songs.
Der verzweifeltste ist wohl das geschriene "Comtesse", welches jedoch genauso in sich ruht wie der Rest. Hier wissen drei Musiker genau, was sie tun, weshalb bei aller Epik und Wiederholung keine Längen aufkommen, denn alles befindet sich an seinem Platz und scheint nur in genau dieser Form am besten zu sein. Am leichtesten gelingt die Einfindung ins Album mit dem versonnen harmonischen "Sulphur Vitriol Angel" und dem abseitig eingängigen "Blitz aus Sodom", wohingegen "Kryptische Arroganz" neben dem eröffnenden "Vampyr" verdichtet, was VALBORG 2015 ausmacht: die Vibes von SKEPTICISM im Verbund mit dem Songwriting-Verständnis einer relativ klassischen Death-Metal-Combo.
Wäre die Suicidal-Präfigierung nicht so abgeschmackt, dürfte man das kranke "The Haunted Womb" am Ende damit behaften, doch VALBORG sind eigentlich ohnehin längst über alle Schubladen erhaben. Entdecken - jetzt!
FAZIT: So "schön" klangen VALBORG noch nie. "Romantik" ist die Bündlung all dessen, was die drei Zeitgeister unter diesem Bandnamen ausmacht, und das vermutlich mehrheitsfähigste Werk der Gruppe, also folgerichtig bei einem außenstehenden Label erschienen, wenn auch nicht "besser" oder "schlechter" als der Backkatalog.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.05.2015
Jan Buckard
Christian Kolf, Jan Buckard
Christian Kolf
Florian Toyka
Temple Of Torturous
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15.05.2015