„Security“ ist bereits das fünfte Album der kanadischen Band VERMILLION SKYE. Ein wenig bleibt offen, ob es ein Versäumnis ist, das vorherige Quartett nicht wahrgenommen zu haben. Dabei weiß die Eigenpressung produktionstechnisch durchaus zu gefallen. Der Sound ist recht offen, die Instrumentalleistungen sind ansprechend, Jeff Johnston ist ein unauffälliger aber keineswegs unangenehmer Sänger. Was man über die gesamte Musik sagen kann.
Kanada, da war doch was? RUSH nicht, keinesfalls, aber SAGA möchten VERMILLION SKYE schon gerne in ihrem Umfeld sehen. QUEEN und GENESIS ebenfalls. Spurenelemente okay, da erinnert das ein oder andere Gitarrenlick an QUEEN („Stone Cold Love“), die musikalische Ausrichtung, melodischer Rock mit unterschiedlich gewichtetem Proganteil, findet man ähnlich bei SAGA und „Endless Dream“, mit seiner Waldnymphe zum Einstieg, erinnert tatsächlich ein bisschen an etwas, das GENESIS zwischen „Nursery Cryme“ und „Wind And Wuthering“ im lichten Hain verloren haben könnten. Doch ist das alles mehr eine entfernte Bekannt- als nahe Verwandtschaft.
Was aber nicht schlimm ist, denn die anderen Andockpunkte 10CC, SUPERTRAMP und vor allem, die zu Unrecht ziemlich vergessene englische Band CITY BOY (mit immerhin noch aktivem Forum und justament erweiterten Neuveröffentlichungen der ersten vier Alben) sind auch nicht von schlechten Eltern. Zeitweilig wirken VERMILLION SKYE aber bloß wie müde Nachlassverwalter. Obwohl die Songs von kompakter Kürze sind, wird es langatmig wie beim längsten Song, dem höhepunktbefreiten „Now And Again“ oder man entzieht sich der endlosen Dauerberieselung, nach ansprechendem, pianolastigem und nachdenklichem Beginn, durch einfallsloses Fading („You Can’t Be Yourself“). Richtig unangenehm wird es nie, aber zum begeisterten Aufmerken reicht es auch selten.
Treffer sind das hämmernde, SUPERTRAMP nahe „They Got You“, mit erfreulichem (und leider einmaligem)Saxophon-Einsatz, die bereits erwähnte, entfernt folkige GENESIS Huldigung „Endless Dream“, das elektrisch- lichtorchestrale „Do What You Gotta“, mit etwas zu plastilinen Synthesizer-Fanfaren, das schnuckelige Mini-Musical „Stone Cold Love“ zum Einstieg, das nervöse CITY BOY/10CC-Konglomerat „Biding My Time“ und das endlich mal richtig theatralische „The Silence“ – Rick werd‘ wach, Mann!.
Die Texte pendeln zwischen schwarzhumorigen Betrachtungen moderner Zivilisationskrankheiten, wie bei der etwas zu harmlosen „Panic Attack“ und der Sehnsucht nach vermeintlich sicheren Rückzugsorten („Security Theater“). Wenn nur die Musik die Lyrics etwas schärfer, pointierter und reicher an Höhepunkten interpretieren würde.
So bleibt zum FAZIT ein gefälliges Album voller melodischen Rocks mit kleinen, progressiven Schlenkern und üppigem Booklet als außergewöhnlichstem Bestandteil.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.07.2015
Chris Robertson
Jeff Johnston, Pete Swann, Chris Robertson, Michael Thorne, Danielle Bourjeaurd
Pete Swann
Jeff Johnston, Pete Swann
Steve Gerlewych, Pete Swann, Michael Thorne
Chelsea McBride (saxophone)
Eigenpressung/Just For Kicks Music
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05.06.2015