Die alte Tante Folk Metal bekehrt auch mit VOGELFREYs neuem Album niemanden zu ihrer Musik. Wo die Innovation praktisch nicht mehr möglich ist, sollten speziell auf diesem Felde die Lieder einfach stark sein, und das sind auf "Sturm und Klang" bei all dem gezeigten guten Handwerk nur wenige, zumindest wenn man gehobene Ansprüche an Bands stellt.
Der nicht ganz optimale Sound (Plastikdrums, Gitarren ohne Dynamik) verstärkt den Eindruck des Abgeschmackten, nicht zu vergessen Jannik Schmidts teilweise an "reim dich, oder ich fress dich" gemahnende Texte, die gleichwohl auch schon von Big Players in diesem Bereich verbrochen wurden. Ein bisschen stillos plump wirken die Ergüsse mitunter schon, vor allem im vertonten Motivationskurs "Hörner hoch". Das martialische Geklopfe von "Bluthochzeit" ist auch ein subjektiver No-go.
Gerade wenn VOGELFREY die "harten" Anteile zurückfahren, sind sie am stärksten, etwa im tänzerischen "Tandaradel!" sowie den getragenen Tracks "Der Chirurg" und "Nachtgesang", genauso in ihren flotten statt behäbig riffenden Augenblicken ("Strohfeuer"). Potenzielle Hits gibt es zumindest für die Methorn-Basis auf "Sturm und Klang" haufenweise, und ebendiese Hardliner dürfen sich vornehmlich davon angesprochen fühlen, also …
FAZIT: … existiert deutscher Folk Metal weiterhin in einer Blase und suhlt sich im eigenen Saft. VOGELFREY bergen kein Massenpotenzial in sich wie jene Bands die den Stil, egal was man von ihrer Entwicklung halten mag, breiter ausgelegt haben und nicht zuletzt durch erbarmungslose Live-Präsenz verdientermaßen ein großes Publikum finden konnten.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.08.2015
Christopher Plünnecke
Jannik Schmidt
Jannik Schmidt, Dennis Walkusch
Dominik Schmidt
Jannik Schmidt (Rauschpfeifen, Flöten, Irish Bouzouki), Johanna Heesch (Cello), Alexander Suck (Geige)
Metalville / Rough Trade
63:18
28.08.2015